Wie du uns bekehren kannst

Du möchtest also AtheistInnen von der Wahrheit deines Glaubens überzeugen. Wir sind jedoch so skeptisch, bestehen auf Evidenz, Logik und guten Argumenten. Die übliche Indoktrinierung im Kindesalter, die fast alle Religionen praktizieren, haben wir überwunden oder dank vernünftiger Eltern nie aufgezwungen bekommen.

Mit methodischem Vorgehen kannst du vielleicht trotzdem an dein Ziel kommen. Im Folgenden findest du Tipps und eine Struktur, wie du das bewerkstelligst.

Deine Religion ist natürlich ganz großartig. Das macht sie auch komplex. Sie besteht aus vielen aufeinander aufbauenden Schichten von Aussagen und Inhalten. Deswegen möchtest du systematisch vorgehen und nicht zuerst die Dekoration im dritten Stock überlegen, sondern ordentliche Fundamente legen, tragende Wände bauen und schauen, dass nicht alles wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt.

Du kannst z. B. nicht die Argumentation mit Weil das heilige Buch von Gott inspiriert wurde… anfangen. Das trifft schon zu viele Annahmen, die erst erklärt werden müssen. Wir teilen diese Annahmen nicht mit dir, also musst du sie auch überzeugend belegen.

Falls du gerade niemanden zum Bekehren in der Nähe hast, kannst du dir trotzdem diese Fragen stellen und Antworten überlegen: Sie sind auch gut geeignet, deinen eigenen Glauben zu bestätigen und mehr über ihn zu erfahren.

Wie es nicht geht – ein paar Anfängerfehler

Lüg uns nicht an

Dies ist die wichtigste Regel. Wir wissen eine Menge über die Welt, und auch über deine Religion. Was wir nicht auswendig wissen, weiß das Internet. Komm also nicht mit Argumenten, die längst widerlegt sind; spiegele keine falschen Tatsachen vor, wir werden es schnell merken. Auch das Ignorieren allgemein verfügbarer Evidenz ist in diesem Zusammenhang falsch. Häufig haben akademische TheologInnen genau deiner Religion herausgefunden, was von der Folklore im Glauben falsch ist. Wir kennen den Stand der Forschung – du auch?

Außerdem: Was ist eine Religion wert, die mit Lügen verbreitet werden muss, und was sagt das über sie aus? 

Gib uns keine Hausübung

DU hast freiwillig die Aufgabe übernommen, uns zu bekehren. Es ist DIR wichtig. Solange du unsere Aufmerksamkeit hast, kannst du daran arbeiten. Aber sag nicht, wir sollen ganze Bücher von toten Mystikern wie Thomas von Aquin lesen – hast DU die Argumente oder nicht? Und nein, Arabisch oder Altgriechisch werden wir auch nicht lernen, nur um dein heiliges Buch im Original zu lesen, egal wie schön du es findest.

Genausowenig interessieren uns Prominente oder Geistesgrößen, ob tot oder lebendig, die deine Religion haben. Uns geht es um Argumente, nicht um Menschen. Wir werden nicht das Lebenswerk einer Person durchforsten, um dir in der Argumentation zu helfen.

Deine Religion ist nichts Besonderes

Klar, du bist überzeugt: Es gibt nur deinen Gott und der ist exakt so, wie du ihn dir vorstellst. 

Wir wissen aber: Die Menschheit hat sich in ihrer Geschichte mindestens 5.000 GöttInnen ausgedacht. Deiner ist nur einer von ihnen. Und du glaubst auch nicht an die anderen 4.999, oder? 

Wir lehnen nicht speziell deine Gottesvorstellung ab. Wir glauben an gar kein höheres Wesen. Der Große Manitou ist für uns genauso eine Märchenfigur wie Frau Holle, Jahweh oder Aphrodite. Also gehe in deiner Argumentation nicht davon aus, dass deine Religion etwas Besonderes ist oder besondere Beachtung verdient, während andere nicht der Rede wert oder grundlegend falsch sind. Die Existenz anderer Religionen ist für deine Argumentation ein Problem, nicht für unsere.

Inhalte, über die wir gerade diskutieren, verdienen nicht automatisch Respekt, nur weil eine Seite das sagt. Entweder können wir auch Fragen stellen, die du als frech empfindest, oder du bist nicht bereit, an einer wirklichen Diskussion teilzunehmen. Wenn du eine Diskussion führen willst, in der manche Themen tabuisiert sind, findest du in deiner Religionsgemeinschaft genügend Gelegenheiten dafür.

Dein heiliges Buch ist nur ein Buch

Es gibt sehr viele Bücher auf der Welt. Dein ganz spezielles, heiliges Buch, das für dich so wichtig ist, ist für uns nichts Besonderes. Nur weil du glaubst, alles darin wäre wahr (oder die nicht wahren Teile wären symbolisch und meinten eh das, was du denkst), heißt das nicht, dass wir das auch plausibel fänden. Im Gegenteil. Konzentriere dich darauf, was im Buch steht, ob es logisch ist und ob Evidenz dafür existiert. Wenn dein Buch dabei hilft, schön für dich; wenn du nur damit beschäftigt bist, die inneren Widersprüche wegzuerklären und die Ungeheuerlichkeiten zu rechtfertigen, lass es lieber. Können die Aussagen im Buch für sich stehen, oder sind sie nur besonders, weil sie dort stehen? Würdest du sie auch glauben, wenn sie in einem anderen Buch stünden? Sind Sätze von ReligionsgründerInnen auch dann noch sinnvoll, wenn wir sie von ihrem angeblichen Urheber trennen?

Wenn du einen übernatürlichen Ursprung des Buches behaupten willst, gerne. Nur dann bitte mit Belegen, nicht als Dogma. Belege für den Ursprung eines Buches können nicht aus dem Buch selbst kommen, sie müssen unabhängig sein.

Wir müssen nichts so widerlegen, dass du es auch akzeptierst

DU willst uns von etwas überzeugen. Wenn wir es nachher glauben, hast du dein Ziel erreicht. Aber verlange nicht von uns, alle deine Argumente formal und mit Evidenz zu widerlegen und darüber wissenschaftliche Arbeiten anzufertigen. Man kann Blödsinn viel schneller erfinden als systematisch widerlegen. Wir schulden dir nichts und müssen nicht erklären, warum deine Behauptungen uns nicht überzeugen, wenn sie es nicht tun. Das ist deine Bringschuld, wenn du unsere Zeit in Anspruch nimmst. Glaube ich immer noch nicht, Tut mir leid, dass du so angelogen wurdest und Sorry, das ist Blödsinn sind vollkommen legitime Antworten auf unlogische Argumente, seltsame und unbelegte Behauptungen oder wirre Geschichten.

Dein Wohlbefinden ist kein Argument

Sicher, du möchtest ewig leben. Und das Gefühl, von Gott beschützt zu sein, gibt dir ganz viel Kraft. Jesus gibt dir Tipps, was du anziehen sollst. Aber verwechsle deine Wünsche und deine privaten Gefühle nicht mit Argumenten. Du kannst dir Fakten nicht herbeiwünschen und deine Empfindungen nicht auf uns übertragen. Wenn dein zentrales Argument für ein Leben nach dem Tod ich möchte meine Oma wiedersehen ist, hast du Logik grundlegend missverstanden. Deine Strategien, mit der eigenen kognitiven Dissonanz zu umgehen, sind für uns selten gute Argumente.

Wenn es für dich unangenehm ist, dass jemand deine Position hinterfragt, fang am besten gar nicht mit der Bekehrung an.

Drohungen sind kein Argument

Es könnte passieren, dass dir die Argumente ausgehen, oder du Dinge belegen willst, die unbelegbar sind. Wenn du auf unsere Einwände mit Aggression oder Androhung schwerer Strafen reagierst (Ihr alle werdet in der Hölle schmoren), hast du damit nur weitere unbelegte Behauptungen aufgestellt, die Symptome des Problems, nicht ihre Lösung sind. Menschlich verstehen dich gut, aber deinem Ziel kommst du damit nicht näher.

Wie es ganz systematisch gehen könnte

Fangen wir bei den Grundlagen an. Was sind die Inhalte deiner Religion? Kommen GöttInnen vor? Tun sie etwas mit der Welt? Versprechen sie Verbesserungen für uns im Leben? Oder nachdem wir gestorben sind? 

Aber was ist ein Gott? Welche Eigenschaften muss etwas/jemand haben, um als Gott zu gelten? 

Und wie können wir das alles wissen? Sind alternative Erklärungen möglich? Und vielleicht sogar noch wahrscheinlicher?

Die folgenden grundlegenden Fragen und Aspekte beschreiben systematisch die Annahmen und Behauptungen, die hinter einer komplexen Religion stehen. Sie sind zwingend notwendig, um eine der heute üblichen, verbreiteten Religionen zu beschreiben. Ohne sie geht es nicht, und die nachfolgenden Fragen bauen auf den vorangegangenen auf. Sobald ein Glied der Kette nicht belegt oder belegbar, oder sogar widerlegt ist, fällt alles in sich zusammen. Du kannst nicht im dritten Stock ausmalen, wenn das Erdgeschoss nicht stabil steht. Deine Religion ist nur dann glaubwürdig, wenn du alle diese Fragen nachvollziehbar beantworten kannst (soweit sie auf die jeweilige Religion anwendbar sind). Falls das zu kompliziert erscheint: Sorry, es ist deine Religion, die so viele Fragen aufwirft. Mit einem allmächtigen Wesen als Unterstützung sollten sie doch beantwortbar sein, oder?

Übernatürliche Phänomene

Das ist das Fundament. Du musst belegen, dass übernatürliche Ereignisse stattgefunden haben oder gegenwärtig stattfinden. Übernatürlich ist ein Ereignis, wenn es die üblichen Regeln, die wir in der Welt sehen, verletzt. Wer meint, übernatürliche Wesen würden existieren und in die Welt eingreifen, muss aufzeigen, wann und wo das passiert sein soll. Dinge, die natürlich oder durch menschliche Einwirkung passieren, sind für dieses Argument nicht geeignet: Sie belegen nicht die Existenz übernatürlicher Kräfte oder Wesen.

Diese Anforderung scheint oberflächlich gesehen unfair zu sein, aber schau dich um: Brüstet sich deine eigene Religionsgemeinschaft mit dokumentierten Wundern? Sind Teile der rituellen Handlungen dazu bestimmt, übernatürliche Ereignisse wie Materie-Umwandlung herbeizuführen?

Da er das Fundament der ganzen Argumentation ist, muss dein Beleg wasserdicht sein: Das Ereignis muss wirklich stattgefunden haben. Dass du daran glaubst, reicht nicht, um uns zu überzeugen. Erzählungen in alten Büchern reichen genauso wenig. Wir wissen recht genau, wie Naturgesetze funktionieren und sind skeptisch gegenüber Behauptungen von übernatürlichen Ereignissen – und haben damit bisher ohne Ausnahme Recht behalten. Naturalismus ist kein Dogma der Wissenschaft, sondern ihr Ergebnis.

Was wir nach diesem Schritt wissen würden: Es gibt übernatürliche Phänomene, die die Wissenschaft nicht erklären kann, deine Religion jedoch schon.

GöttInnen

Wenn du die übernatürlichen Phänomene belegt hast, ist der nächste Schritt, daraus die Existenz von GöttInnen abzuleiten. Wie kommst du von die Ursache wissen wir nicht zu muss Gott gewesen sein? Ist das die einzige logisch mögliche, zwingende Erklärung? Oder würden ganz fortgeschrittene Außerirdische das Phänomen auch erklären? Eine neue wissenschaftliche Entwicklung? Oder dass wir in einer Simulation leben und das Programm von Zeit zu Zeit geändert wird?

Was wir nach diesem Schritt wissen würden: Es gibt mindestens ein übernatürliches Wesen, das in die Welt eingreift, und mächtig genug ist, als Gott bezeichnet zu werden.

Nur (d)ein Gott

Sagen wir, du hast nachgewiesen, dass mindestens ein Gott die übernatürlichen Ereignisse verursacht und keine andere Erklärung möglich ist. Wie können wir wissen, dass es sich um den von dir behaupteten Gott oder GöttInnen handelt, und nicht irgendeinen? Und wie, dass es keine anderen gibt?

Was wir nach diesem Schritt wissen würden: Genau dein Gott (GöttInnen) existiert, und andere nicht.

Eigenschaften der GöttInnen

Du bist schon recht weit gekommen, wenn du uns überzeugt hast, dass deine Liste von GöttInnen richtig und vollständig ist und sie wirklich existieren. Der nächste Schritt ist, ihre Eigenschaften zu belegen. Gab es sie immer? (Was ist immer im Lichte der Relativitätstheorie?) Gibt es sie jetzt noch? Wird es sie immer geben? Sind sie von Raum und Zeit unabhängig oder nicht? Und wie können wir das wissen?

Folgt aus der Existenz eines Gottes in der Gegenwart zwingend, dass er das Universum erschaffen hat? Wenn ja, wie wird das belegt?

Bleiben die Eigenschaften der GöttInnen gleich oder ändern sie sich mit der Zeit? Wenn ja, wie stellen wir diese Änderungen fest?

Greifen die GöttInnen in unsere Welt ein? Wenn ja, woran merken wir das? Wenn nein, wie würden wir eine Welt ohne GöttInnen von einer mit GöttInnen unterscheiden? Und wie passt das zur Antwort zu übernatürlichen Phänomenen?

Was wir nach diesem Schritt wissen würden: Die in den vorangegangenen Schritten nachgewiesenen GöttInnen haben präzise festgelegte Eigenschaften, und wir wissen, wie diese aussehen.

Wünsche und Vorschriften der GöttInnen

Praktisch jede bekannte Religion macht ihren AnhängerInnen (und häufig auch anderen Menschen) Vorschriften zum richtigen Leben und verbietet Dinge. (Wenn deine das nicht tut, kannst du dich glücklich schätzen.) Diese Vorschriften werden auf den Willen der GöttInnen zurückgeführt. Wie stellst du aber fest, wie diese Wünsche lauten? Ändern sich die Wünsche mit der Zeit? Wie werden die Änderungen kommuniziert? Wie werden sie durchgesetzt? Was für Folgen haben Abweichungen von den göttlichen Wünschen oder ihre Nichtbeachtung?

Was wir nach diesem Schritt wissen würden: Die Regeln, die die Gottheit eindeutig an die Menschheit kommuniziert hat.

Kommunikation mit GöttInnen

Viele Religionen behaupten, Gläubige könnten mit ihren GöttInnen kommunizieren. Findet diese Kommunikation in zwei Richtungen statt? Kommt überprüfbar etwas zurück? Wie unterscheiden wir diese Kommunikation von einem Selbstgespräch oder einem meditativen Zustand? Wenn etwas zurückkommt, ist es nützlich, wie z. B. eine korrekte Vorhersage über zukünftige Ereignisse, oder eine Information, die anders nicht zugänglich ist? Und wenn es einmal geklappt hat, ist es wiederholbar?

Gibt es methodisch richtig durchgeführte wissenschaftliche Studien, in denen die Wirkungen dieser angeblichen Kommunikation untersucht wurden? Wie sind diese ausgegangen?

Was wir nach diesem Schritt wissen würden: Es ist möglich, den GöttInnen Informationen mitzuteilen und von ihnen neue Information zu bekommen.

Das Problem mit dem Leid

Schreibt deine Religion den GöttInnen Eigenschaften wie Allmacht und Allgüte zu? Wenn ja, hat sie eine sinnvolle Erklärung für Situationen, in denen guten, unschuldigen Menschen schlechte Dinge zustößen? Passt diese Erklärung zu den drei vorangegangenen Punkten?

Was wir nach diesem Schritt wissen würden: Wieso in einer Welt mit einem allmächtigen und allgütigen Gott guten Menschen Schlechtes widerfährt.

Religionen und Bekenntnisse

Wieso gibt es Milliarden von Menschen, die genauso wie du überzeugt sind, dass ihre von deiner abweichende Gottesvorstellung wahr und deine falsch ist? 

Wie viele verschiedene Bekenntnisse existieren in deiner Religion? Was unterscheidet deine Variante von denen, die auf Basis des selben Buches die selben GöttInnen anbeten? Wie stellst du fest, dass deine Variante richtig ist? Wurde deine Variante jemals von AnhängerInnen der selben Grundreligion als ketzerisch bezeichnet oder hat sie das bei anderen getan? Wurden Kriege über die richtige Auslegung geführt bzw. Menschen dafür ermordet? Wie lauteten die Argumente dafür? Würde man das heute noch tun?

Kennst du die Entstehungsgeschichte deiner Religion? Sind die beschriebenen Ereignisse historisch (also außerhalb der religiösen Gründungsdokumente) belegt? Gibt es widersprechende historische Evidenz? Sind die Ereignisse, die dem Religionsgründer widerfahren sind, zufällig sehr gut ins kulturelle und religiöse Umfeld zu der Zeit und dem Ort, an denen sie entstanden sind, eingebettet? Haben Vertreter deiner Religion jemals relevante Evidenz vernichtet oder fabriziert? (Erinnerung: Nicht lügen. Wir merken das.) 

Kennst du die Geschichte moderner Religionen (seit dem 19. Jahrhundert), die gut dokumentierte Erfindungen von BetrügerInnen oder HochstaplerInnen sind? Wenn das dort, wo wir es wissen, der Normalfall ist, was unterscheidet deine ältere Religion grundlegend von ihnen, und wie stellen wir das fest?

Was wir nach diesem Schritt wissen würden: Nur eine der vielen tausend Arten, eine konkrete Liste von GöttInnen anzubeten, ist nachgewiesenermaßen richtig, und es ist genau deine. Alle anderen sind falsch, aus gut argumentierten und belegten Gründen.

Grundlegende Schriften

(Beachte hier auf jeden Fall das Nicht-Lügen-Prinzip! Wir erwischen dich garantiert, wenn du es versuchst: Die Schriften und Forschungsergebnisse sind frei zugänglich.)

Sind die Schriften für deinen Glauben relevant? Und sieht das die Leitung deiner Religionsgemeinschaft auch so?

Findet akademische Forschung zu Ursprung und Inhalt der heiligen Schriften deiner Religion statt? Drohen akademischen ForscherInnen im Falle unerwünschter Ergebnisse Repressalien? Sind bestimmte Forschungsfragen tabuisiert? Werden die Forschungsergebnisse in der Ausübung der Religion (z. B. in Predigten) berücksichtigt? Wird die Ausübung aktiv an neue Ergebnisse angepaßt?

Sind unauflösbare Widersprüche in den Schriften enthalten? Wird das selbe Ereignis unterschiedlich geschildert, hat die selbe Person in unterschiedlichen Erzählungen unterschiedliche Persönlichkeiten? Gibt es Regeln, die mal so, mal umgekehrt gelten?

Sind Beschreibungen natürlicher Phänomene (Erde, Weltraum, Himmelskörper, Tiere, Pflanzen, …) in den Schriften enthalten, die unserem heutigen Wissen entsprechen? Und solche, die unserem heutigen Wissen widersprechen? 

Sind alle Lehren im 21. Jahrhundert in einem demokratischen Staat anwendbar? Müssen sie selektiv interpretiert werden? Besteht deine Religionsgemeinschaft bei einzelnen Regeln auf die genaue Einhaltung (auch durch Nicht-AnhängerInnen), während sie andere ignoriert? Hat sich die Anwendung der Regeln in den letzten 100 Jahren geändert?

Was wir nach diesem Schritt wissen würden: Die genannten Gründungsschriften der Religion, und nur diese, waren immer und sind jetzt fürs Leben maßgeblich, und ihre Interpretation ist zeitlos richtig.

Berufsreligiöse

Behauptet deine Religion, dass ausgesuchte VertreterInnen besondere Fähigkeiten verliehen bekommen? Sind sie etwa unfehlbar, können sie heilen, sind sie besonders ethisch? Sprechen sie in bestimmten Situationen direkt für GöttInnen oder die GöttInnen durch sie?

Ist Evidenz für und gegen diese Behauptungen vorhanden?

Gibt es Propheten, die regelmäßig mit Bezug auf GöttInnen Prognosen geben? Sind diese Prognosen immer richtig?

Was wir nach diesem Schritt wissen würden: Deine GöttInnen statten manche Menschen tatsächlich mit besonderen Eigenschaften aus.

Schlussfolgerungen

Dies ist ein Leitfaden, an dem du dich orientieren kannst, um deine Religion für uns nachvollziehbar und systematisch zu belegen. Viele übersehen ja, dass eine moderne Religion deutlich mehr zusammenhängende Aussagen beinhaltet als ich glaube an Gott X oder Gott Y liebt dich. So ein Satz mag dir persönlich ausreichen, aber ohne das Netz der anderen Aussagen und Behauptungen ist er für uns weder verständlich noch überzeugend. Und es kommt die Praxis der ausgeübten Religionen hinzu: Diese dokumentieren ihre Glaubensinhalte, Rituale und Handlungsanweisungen ausführlich. Wenn du diesen Überbau ablehnst, bist du nicht Teil der Religionsgemeinschaft. Das macht deine Argumentation in deinen Augen vielleicht leichter, weil du nicht so viele Dinge belegen musst, aber für uns nicht unbedingt glaubwürdiger, wenn du nicht oder nur selektiv auf die lange aufgebaute Evidenz der Religionsgemeinschaft zurückgreifen kannst.

Hast du dir vorher schon einmal überlegt, wie komplex jede moderne Religion (und konkret auch deine) aufgebaut ist? Wurde dir der Aufbau schon einmal in dieser oder einer ähnlichen Systematik erklärt und gezeigt? Haben deine LehrerInnen auch bei den Fundamenten begonnen und diese gut niedergelegt? Dann Stockwerk für Stockwerk das gedankliche Bauwerk aufgebaut? Oder vielleicht doch nur die Farbe für ein Zimmer im dritten Stock ausgesucht, und darauf bestanden, dass alles darunter schon da ist?

Es erscheint dir vielleicht unfair, wenn wir verlangen, dass du deine Religion nach diesen Kriterien erklärst. Wenn du bessere hast, kannst du die natürlich anwenden; das ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass wir dir diese Fragen stellen müssen. Und wenn du dir Naturwissenschaften anschaust, wirst du feststellen, dass sie über diesen systematischen Aufbau von den Grundlagen zu den komplexen Aussagen verfügen. Deswegen wissen wir, dass sie wahr sind.

Wie du siehst, ist die Bekehrung kritischer Erwachsener viel schwieriger als die Indoktrinierung kleiner Kinder: Wir nehmen nicht alles, was aus einer größeren Mundhöhe wiederholt geäußert wird, als wahr an. Im Gegenteil: Wir hatten schon genug Erfahrung mit Menschen, die uns aus finanziellen oder sonstigen egoistischen Gründen (und mag es nur Selbstbestätigung sein) ihr Weltbild vermitteln wollten. Sei besser als diese Leute und bereite dich gründlich vor. Wir freuen uns schon auf eine spannende Diskussion!

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