In der Bibelschule (3)

Zuletzt musste ich ziemlich lang auf die Korrektur meiner Antworten auf die zweite Aufgabenrunde warten, fast hätte ich schon die Hoffnung aufgegeben, mit diesem Account noch weiter lernen zu können. Aber nach sechs Tagen traf doch die Bewertung ein – wie gehabt alles falsch, trotzdem darf ich den Kurs weitermachen.

In der Zwischenzeit konnte ich interessante Dinge über die Siebenten-Tag-Adventisten herausfinden. Wer Podcasts mag, findet von Oh no! Ross and Carrie amüsante und sehr interessante Folgen. Bei ihnen hielt sich die Religionsgemeinschaft auch lang im Hintergrund und trat als allgemein christliche Fortbildung auf. Dies scheint wohl eine Strategie zu sein, um in einem christlich dominierten Umfeld durch den Bezug auf Bekanntes zuerst nicht anzuecken, dann aber, nach dem Etablieren der eigenen Positionen, Menschen aus anderen Konfessionen zu sich zu holen.

Sie legen einen starken Fokus darauf, den Samstag statt des Sonntags als freien Tag einzuhalten, weil das in der Bibel so steht. Der katholische Papst ist der Antichrist, das ist klar belegt durch die Aufschrift auf seiner Mütze, wenn man die Buchstaben als römische Zahlen auffasst!!! Und natürlich kommt Jesus bald zurück. Das hat William Miller eindeutig fürs Jahr 1843 berechnet und dann nach Beheben der letzten Fehler auf 1844 korrigiert. Es kann also jede Minute so weit sein.

Mit diesem Hintergrundwissen auf zur 3. Lektion, Fingerabdrücke Gottes.

Die Lektion beginnt mit der Feststellung, die Existenz Gottes sei nicht beweisbar, man könne ihn aber sehen, wenn man genau schaut. Mit dem ersten Teil bin ich soweit einverstanden, der zweite ist absurd, wenn wir an die vielen PriesterInnen mit voller theologischer Ausbildung denken, die nach langem Warten auf Gott sehen schließlich aufgegeben und sich einen richtigen Beruf gesucht haben.

Dann kommt der Amateurtheologen-Bullshit über ein begrenztes Hirn kann einen unbegrenzten Geist nicht begreifen, verbunden mit ein paar Strohmann-Argumenten über die Versuche, Gott zu beweisen oder zu widerlegen.

Nur weil wir die Funktionsweise z. B. der Sonne noch nicht vollständig begreifen, können wir sehr gut ihre Existenz belegen und ihre Eigenschaften beschreiben. Für einen Gott, der einfach nur das tun müßte, was ihm in den heiligen Büchern zugeschrieben wird, gilt das auch. Würde er das tun, gäbe es keine AtheistInnen, und keine anderen Religionen.

Gott stellt sich vor

Nach der Einleitung kommen jetzt die Fakten. Gott spricht durch die Bibel zu uns. Wenn man vorher etabliert hat, dass die Bibel göttlich inspiriert ist, ist das eine logische Schlussfolgerung; für Menschen, die die Bibel als eine zweckgerichtete Sammlung theologischer Mythen auffassen, nicht so. Hier liegt ein Zirkelschluss vor: Gott hat die Schrift inspiriert, die Schrift beschreibt Gott. Leicht durchschaubar und noch leichter zu verwerfen.

Gott soll auch in der Natur zu finden sein. Aber auch hier nur ein Bibelvers als Beleg, das ist schwach. Junge-Erde-Kreationisten machen sich mehr Mühe, sind aber genauso leicht widerlegt.

Weitere Belege sollen sein: Das moralische Empfinden (nö, funktioniert als Atheist viel besser), die persönliche Erfahrung (für mich persönlich nicht nachvollziehbar), und das Sorgen für alle Menschen, aber dafür finden sie nicht mal mehr passende Bibelsprüche.

Gott soll auch allmächtig und allwissend sein, ein logischer Widerspruch, und nicht einmal mit einem passenden Bibelvers belegt. Es ist generell so, dass die Zitate gar nicht geeignet sind, die Aussage zu belegen. Die bekannte Unart von TheologInnen. Ich fürchte, dass ich in dieser Lektion auch nicht viel lernen werde.

Dann noch ein paar Platitüden wie Gott ist unser Vater, Gott ist die Liebe und schon ist die Lektion zu Ende. Also wer nicht schon glaubt und den Bullshit-Detektor für religiöse Inhalte noch eingeschaltet hat, hat hier nichts Neues gelernt. Wer glaubt, aber auch nicht. Vielleicht ist der Sinn des Ganzen, Leute auf nette Bibelverse aufmerksam zu machen.

Diesmal beantworte ich die Fragen einfach mit den Inhalten aus der Lektion. Bei der Frage Welche Eigenschaften Gottes haben eine besondere Wirkung auf Sie? muß ich kreativ werden. Meine Antwort: Dass er, obwohl unsichtbar und unbegreifbar, so eine große Wirkung auf die Menschen hat.

Die Aufgaben wurden bisher von verschiedenen Leuten korrigiert. Ich bin gespannt, ob eine von den bisherigen Lehrerinnen wieder dran ist und sie merkt, wie brav ich nach diesem Kapitel geworden bin.

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