In der Bibelschule (7)

Das Lernsystem hat mich schon wieder erinnern müssen, dass ich eine Woche lang nichts weiter gelernt habe. Die Antworten auf die Fragen zur sechsten Lektion wurden als nur halb richtig bewertet. Bei einer Antwort hat die bewertende Person sogar angemerkt, dass sie meine Antwort als zynisch empfindet. Sie kennt wohl diese Serie noch nicht.

In der siebenten Lektion geht es um den Glauben, unter dem Titel Der Glaube ist eine Frage des Vertrauens. Das ist eine starke Ansage von Leuten, die sich im Laufe dieses Kurses regelmäßig als nicht vertrauenswürdig erwiesen haben, indem sie Dinge selektiv zitieren, bekannte Tatsachen ignorieren, und sogar ihre Identität verschleiern.

Aron Ra bezeichnet den Glauben als den unehrlichsten Standpunkt, den man überhaupt haben kann, da der Glaube keine Methode kennt, Wahres von Falschem zu unterscheiden. Glaube wird ohne Vernunft angenommen und gegen jede Vernunft verteidigt. Das leuchtet ein – im Gegensatz zu dieser Lektion der Bibelschule.

Die Lektion beginnt mit der Feststellung, dass Aussagen wie Ich glaube, morgen wird's regnen mehr mit vermuten, annehmen oder denken zu tun haben. Wir reden also oft von glauben, wenn wir etwas nicht sicher wissen. (So viel Wahres wie diese Feststellung haben die Lektionen bisher kaum enthalten.)

Die biblische Bedeutung ist ähnlich. Auf Hebräisch ist das Wort begreifen, greifen, treu sein, auf Altgriechisch für wahr halten. Also Vertrauen und Treue: Das sind Begriffe für eine Verbindung zwischen Personen. (Wo sie Vertrauen hernehmen, erklärt die Lektion nicht, die erwähnten Wörter sind auch im Ungarischen nicht mit vertrauen synonym.) Wenn Christen über Glauben reden, beschreiben sie damit ihre persönliche Beziehung mit Jesus Christus. Damit diese Verbindung (Anm: zu Jesus, nicht zu Harry Potter) entstehen kann, beschreibt die Bibel (nicht die Harry-Potter-Bänder) das Leben und die Wunder von Jesus Christus (nicht von Harry Potter).

Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen. (Joh 20:31)

– Das ist das in der Lektion erwähnte Zitat. Direkt davor:

Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.

Noch viele andere Zeichen hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind.

Aha. Was ist jetzt gut? Glauben mit Evidenz oder ohne Evidenz?

Ein Ratschlag an GöttInnen: Macht einfach heute, was ihr angeblich in der Vergangenheit gemacht habt, und die Leute werden an euch glauben. Ratschlag an Gläubige: Verlangt Evidenz für außergewöhnliche Behauptungen, statt blind daran zu glauben.

Glauben kann man lernen

Es folgen zwei Absätze, in denen ein junges Paar zusammenkommt, sich verliebt und sich gegenseitiges Vertrauen ausspricht.

Was für die Beziehung zwischen Menschen gilt, gilt auch für unsere Beziehung zu Gott. Wir müssen ihn kennenlernen, bevor wir an ihn glauben können.

Hmm, ich habe schon sechs Lektionen absolviert, in denen vorausgesetzt wurde, dass ich an Gott und/oder Dschisös glaube. Das ist ein gutes Beispiel für die Gedanken von religiösen Menschen, die schon so weit indoktriniert sind, dass sie nicht merken, welche Komponente ihres Glaubenssystems auf welcher anderen basiert. Und wenn die Argumente im Kreis gehen, ist es ihnen auch egal.

Außerdem ist das eine Lüge. Die Liebe zwischen zwei Menschen ist keinesfalls mit dem Glauben an einen unsichtbaren, unbelegten und unbelegbaren Gott (Lektion 2) vergleichbar – viel eher mit einer unerwiderten, unerfüllten Liebe, oder noch viel besser damit, wenn man einen imaginären Freund hat (ICD-9-CM Diagnosis Code 300.9 – Unspecified nonpsychotic mental disorder: Has imaginary friend).

Es ist keine zweiseitige, symmetrische Beziehung unter Menschen, die einander gegenseitig etwas geben. Alles Weitere auf dieser Argumentationsbasis ist falsch und manipulierend.

Die einen sagen: Ich hatte nicht das Glück, in einem christlichen Haushalt aufzuwachsen.

Ich sage: Ich hatte das Glück, nicht in einem religiös indoktrinierten Haushalt aufzuwachsen. Dadurch konnte ich frei denken, und Wirkliches von Erfundenem unterscheiden.

Andere sagen: Ich finde mich von religiösen Dingen überhaupt nicht angezogen.

Nachvollziehbar, bei all dem frei erfundenen Blödsinn, den man einerseits schon bisher glauben mußte, andererseits jetzt aber noch lernen soll.

Damit wollen sie ihre Einstellungen erklären. Aber der christliche Glaube ist keine Frage der Abstammung oder Erziehung. Jeder Mensch kann Gott kennenlernen und an ihn glauben. Gott grenzt niemanden aus.

Ihr versucht jetzt schon in der 7. Lektion, diesen Eindruck zu erwecken. Es funktioniert nicht. Kennenlernen schon gar nicht, solange niemand gesicherte Informationen über Eigenschaften eines Gottes nennen kann. Es ist nur möglich, sich einen Gott einzubilden. Dieser wird dann notwendigerweise eine subjektive Sicht mit unterschiedlichen Eigenschaften sein.

Oh, aber durch die Bibel können wir Jesus Christus kennenlernen! Hmm, welchen? Den frommen Juden bei Matthäus, dem das Erfüllen des Gesetzes (der Vorschriften im alten Testament) ganz wichtig ist, oder den von Lukas und Johannes, der bei jeder Gelegenheit betont, wie falsch die Juden und ihre Lehre sind, die er durch eine neue, seine, ersetzen will. Den etwa, der in mehreren Evangelien den ZuhörerInnen versichert, dass er noch in ihrer Lebenszeit zurückkommt, um das Reich Gottes zu bringen (mit ganz konkreten Ereignissen, das ganze in unserem Herzen ist das Reich schon gekommen-Geschwurbel von TheologInnen zählt nicht). Christen sind ja angehalten, regelmäßig für dein Reich komme zu beten. Jenen Jesus, der in vier Augenzeugenberichten drei komplett unterschiedliche Dinge vor seinem Tod, einem der wichtigsten Momente des christlichen Mythos, sagt, die von Angst und Enttäuschung bis hin zu selbstsicherem Triumph reichen? Wir können dadurch nur die Entwicklung der christlichen Theologie über Jahrzehnte kennenlernen, aber keinen Jesus.

So gründet der Glaube in der Botschaft, die Botschaft aber im Wort Christi. Römer 10:17

Die Bibelschule nutzt eine ungarische Übersetzung, in der Botschaft mit Hören übersetzt ist, der Text lautet also ungefähr so: Der Glaube kommt also vom Hören, und das Hören aus dem Wort Christi. Auch die englische Übersetzung ist message für Botschaft. Das ist keine gute Argumentation, wenn man sich Bibeltreue auf die Fahne heften will – aber genau darauf begründet sich der nächste Satz:

Wir müssen natürlich das Hören üben. Es reicht nicht, nur mit einem Ohr zuzuhören. Es kann auch keine Rolle spielen, ob Gottes Wort uns gefällt oder nicht.

Belege, Belege, Leute! Niemand hört Gott, weder mit einem noch mit zwei Ohren. Das sind Einbildungen, Psychosen, die bewußt durch Indoktrination und Rituale wie Beten herbeigeführt werden sollen. Die Grundannahme in diesem Absatz ist falsch, der dritte Satz soll davon nur ablenken.

Im Wort Gottes entdeckst du dich selbst, wie in einem Spiegel. Das kann unangenehm oder schmerzhaft sein. Trotzdem wende ich mich nicht von ihm ab, sondern höre ihm weiter zu und lasse zu, dass er meine Fehler verbessert.

Entdeckt man sich in einem Spiegel wirklich selbst? Oder bekommt man nur eine verkehrte Außensicht? Und es ist komplett normal, sich vom Spiegel abzuwenden, sobald man gesehen hat, was man wollte. Kein normaler Mensch steht den ganzen Tag vorm Spiegel. Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich.

Mit Verstand glauben

Der Glaube ist oft ein wahrer Kampf gegen den Verstand. Das Vertrauen in Jesus' Sprüche widerspricht scheinbar der Logik und der Erfahrung.

Nicht nur scheinbar. Den Kampf gegen den Verstand habt ihr allein in dieser Lektion schon mehrfach verloren. Es ist ziemlich unfair gegenüber diesem Dschisös, dass ihr euch auf ihn ausredet.

Aber für den Glauben ist alles möglich, weil er mit Jesus und seinen unbegrenzten Möglichkeiten rechnet.

Wir erinnern uns: Jesus kann gegenüber seinen AnhängerInnen mehrfach nicht die Zukunft voraussagen, in einer sehr wichtigen Frage. Unbegrenzte Möglichkeiten? Eher unbegrenzte Fantasie.

Petrus hat die ganze Nacht nichts gefangen. Jesus befahl im, am hellichten Tag fischen zu gehen. Für Petrus, den Fischer, war das komplett unverständlich, er sagte trotzdem: Doch auf dein Wort hin werde ich die Netze auswerfen Lukas 5:5

Das sind die unbegrenzten Möglichkeiten? Dass ein Berufsfischer auch am Tag Fische fangen kann?

In der Geschichte fangen sie dann viele Fische, und das – wenn es stimmt – soll der Beleg dafür sein, dass Petrus Jesus vertraut hat. Die Lektion führt aus:

Petrus kannte Jesus. Er hat ihm vertraut und gewusst: Dieser Mann lügt nicht. Deswegen hat er seine Gedanken Jesus untergeordnet. Er hat sich gefügt und das hat die Wahrheit seines Glaubens bewiesen.

Nein, ihr erzählt doch selbst, dass das auf Vertrauen basierte, nicht auf Glauben. Wie soll ich euch vertrauen, wenn ihr euch nicht einmal merken könnt, was im Satz davor steht? Im Märchen hatte Petrus Jesus gekannt und die entsprechenden Erfahrungen gemacht. Das ist wieder grundlegend verschieden von dem evidenzlosen Glauben, den ihr uns da einreden wollt. Ja, wahrer Kampf gegen den Verstand, und ihr seid auf der Verliererseite.

Gefühle sind sehr leicht beeinflussbar. Sie können uns leicht betrügen, wir können uns nicht immer auf sie verlassen. Deswegen ist es gut, wenn wir den Glauben nicht auf unsere Gefühle, sondern auf Jesus aufbauen, von dem die heilige Schrift sagt: Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit. (Hebräer 13:8)

OK, also sind alle, die Gott in ihrem Herzen fühlen, raus? Das ist nämlich die Position, auf die sich Gläubige zurückziehen, wenn sie nach Evidenz gefragt werden. Das ist das letzte Argument, das sie für ihren Gottesglauben anführen können (die Ursache ist natürlich kein Gott, sondern psychologische Prozesse, die auf Basis der Indoktrinierung bei bestimmten Auslösern zu bestimmten Gefühlen führen). Damit verlieren diese Leute auch ihre verbliebene Rechtfertigung.

Auch wenn Jesus nicht mehr als Mensch zwischen uns lebt, können wir im Glauben an ihn wachsen. Das Bild der Verbindung zwischen Mann und Frau kann uns dabei behilflich sein. Jene, die sich lieben, reden miteinander, hören einander zu, und tun Dinge gemeinsam. Damit wird die Zusammengehörigkeit stärker. Wenn wir das aufs geistliche Leben übertragen, können wir sagen, dass der Glaube wächst.

Jene, die sich wirklich lieben, existieren halt beide. Die Übertragung aufs geistliche Leben ist Selbstbetrug. Selbstbetrug ist eine gute Methode, damit der Glaube wächst. Für andere Dinge nicht so sehr.

Vier Dinge helfen dabei: Das Bibellesen, das Gebet, die Gemeinschaft und das Weitergeben.

Also Selbstindoktrination (funktioniert nur eingeschränkt, es sind genug Leute vom christlichen Glauben geheilt worden, weil sie die Bibel gelesen haben); rituelle Selbstgespräche, die zur Einbildung einer Antwort führen; die Kontrolle der Gruppe; und die Missionierung anderer Menschen.

Stark wie noch nie

Die Lektion endet mit einer Erklärung, wie die bisher mit Liebe gleichgesetzte Beziehung zum erfundenen Freund doch plötzlich etwas ganz anderes ist:

Wir wissen, dass unser/e PartnerIn Fehler und Schwächen hat, so wie wir selbst, aber wir vertrauen auf die starke Bindung zwischen uns.

Jesus Christus ist perfekt. Wir können vor ihm nichts verstecken. Er bietet die Gemeinschaft mit ihm an, möchte immer bei uns sein und auf unserer Seite stehen, ohne Bedingungen. Das ist viel mehr als ein Mensch bieten kann. Ohne etwas zu riskieren sind wir mit Jesus so stark wie noch nie.

Mei lieb. Also doch keine Liebe unter Gleichen, mit gegenseitigem Vertrauen, sondern etwas ganz anderes, aber ihr sagt nicht, was. Also war die ganze Lektion umsonst. Wir erfahren nur, dass wir ständig unter Kontrolle sind und die andere Person in der Beziehung ständig bei uns sein möchte. Wenn ihr beim Vergleich mit der Liebesbeziehung geblieben wärt, wäre das schon kein attraktives Angebot!

Fragen

Nach der Lektion und der Kehrtwende ganz am Ende kommen noch die üblichen Prüfungsfragen über den Glauben.

Ich soll wahre und falsche Aussagen über den Glauben markieren. Die MacherInnen dieser Lektion haben wirklich keine Selbstreflexion.

Aber eine schöne Frage gibt es doch: Wie zeigt sich Ihr Glauben im Alltag? Meine Antwort: Ich verwerfe und kritisiere falsche Behauptungen und Lehren.

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