In der Bibelschule (9)

Die neunte Lektion hat den Titel Auflehnung gegen Gott und die Einleitung Der Mensch wollte sein wie Gott, aus Egoismus lehnte er sich gegen ihn auf. Das verspricht, interessant zu werden. Allerdings geht es in der Lektion mehr um die Sünde.

Meine zweideutigen Antworten auf die Textaufgaben der letzten Lektion wurden überraschenderweise als richtig bewertet. Die bewertende Person konnte oder wollte die Ironie wohl nicht sehen.

Die Lektion beginnt mit der Feststellung, dass wir glauben, alles kontrollieren zu können. Wir wollen selbst bestimmen, wie ein Mensch auf die Welt kommt, welche Eigenschaften er haben soll, selbst den Zeitpunkt des Todes wollen wir selbst bestimmen. Mit dem berüchtigten roten Knopf können wir sogar das Ende der Erde einleiten. Das ist das Leben nach dem eigenen Drehbuch.

Dann kommt gleich wieder das schon ein paar mal verwendete Bild des aufmüpfigen Kindes, um diesen Wunsch, die eigenen Geschicke und die Entwicklung der Menschheit selbst bestimmen zu wollen, zu diskreditieren. Wir hätten uns von Gott unabhängig gemacht, und ihn aus unserem Leben gejagt. Wir entscheiden unser eigenes Schicksal.

Bisher also fast eine Erklärung humanistischer Werte. Natürlich kann es in der Bibelschule nicht so vernünftig weitergehen, also biegt die Lektion in Richtung Sünde ab und kommt auch nicht mehr zum Thema des Titels und der Einleitung zurück.

Die Frage der Sünde hat keinen Platz in dieser Lebensphilosophie. Unser Leben irrt zwischen Entschuldigung und einem immer stärkeren Unrechtsbewusstsein umher. Wir spüren, was Sünde ist, aber unser Verhältnis zu diesem Thema ist gestört. Die Bibel gibt klare Richtungen vor.

Da bin ich aber gespannt. Bisher kam jedes Mal, wenn die klaren Anweisungen, die die Bibel vorgibt, versprochen worden, eine Lüge danach. Es ist auch interessant zu lesen, wie sich Christen sehen, denen von einem jungen Alter an eingeredet wurde, ihre Vorfahren hätten etwas Schlimmes gemacht, sie seien daran irgendwie mit schuld, und vieles, was Spass macht, sei auch schlimm.

Als Ursprung der Sünde wird wieder das Märchen mit der besten sprechenden Schlange des Mythen-Zoos (alles, was sie sagt, bewahrheitet sich) wiederholt (1 Mose 3:1-19). Dabei werden folgende Behauptungen aufgestellt:

  • Gott wollte nicht, dass es Sünde gibt, also hat er auch keine erschaffen.
  • Der Mensch wollte gottgleich sein, also hat er sich nicht an die Anweisungen gehalten und sich aufgelehnt.
  • Die Schlange hat die Menschen zur Auflehnung verführt. Diese Verführerin, Satan und Teufel (Offenbarung 12:9) nennt Jesus Mörder und Vater der Lüge (Joh 8:44).
  • Gott ließ die sündigen Menschen nicht allein. Er hat ihnen die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes versprochen.

Wo fangen wir an? Die Regel mit den Lügen hat sich wieder bestätigt. Der allwissende Gott hat in die Mitte des Gartens einen besonders schönen Baum mit attraktiver Frucht gestellt und dann darüber gelogen. Er hätte den Erwerb von Wissen nicht als Sünde definieren müssen – ist es ja nicht. Der Mensch wollte gar nicht gottgleich sein (Erschaffer des Universums, allmächtig, unsichtbar, usw.), sondern einfach nur Wissen erlangen – das ist menschlich, und im Märchen hat Gott den Menschen so geschaffen. Das Erwartbare als Sünde des Menschen zu interpretieren zeugt nicht von einer gesunden oder gerechten Weltsicht.

Die Gleichsetzung von Schlange und Teufel hatten wir schon, das ist im alten Testament gar nicht belegt, und die zitierte Stelle aus der offensichtlich unter Drogeneinfluss entstandenen Offenbarung des Johannes ist auch sehr schwache Evidenz: Dort wird gegen einen Drachen, der Teufel oder Satan heißt, gekämpft und diese nebenbei als alte Schlange bezeichnet. Das ganze in einem Fiebertraum einer angeblichen Zukunft. Ich bin nicht überzeugt.

Das Versprechen, den Ursprungszustand wiederherzustellen (also dass wir alle wieder nackt in einem Garten leben können?), wird nicht weiter belegt.

Die Folgen: Seit dem Sündenfall ist das Verhältnis zwischen Gott und den Menschen schlechter geworden. Das konnte nicht ohne Folgen bleiben. Über diese Ereignisse können wir in 1 Mose 4-11 lesen. … Die Arroganz der Menschen erreichte unglaubliche Ausmaße. Sie wollten einen Turm bauen, der bis zum Himmel reicht.

Da kommt also zuerst die Kain-Geschichte (Brudermord), und dann gleich das Märchen vom Turm von Babel. Na hoffen wir, dass es OK ist, das James-Webb-Weltraumteleskop zu betreiben, es ragt deutlich mehr in den Himmel als ein alter Zikkurat in Mesopotamien.

Verfehlen des Zieles: Sünde ist ein echter Notfall. Sie bedeutet: Du bewegst dich in die falsche Richtung. Denken und Handeln haben ihr Ziel verfehlt. Unser Verhältnis zu Gott ist gestört und der Abgrund zwischen ihm und uns wird immer größer.

Wollt ihr vielleicht langsam sagen, was Sünde ist? Außer das falsche Obst zu essen, von einem Baum, der nicht existiert, und auf sprechende Schlangen zu hören? Das sind keine alltäglichen Gefahren.

Von innen nach außen: Beim genauen Hinschauen können wir feststellen, dass Sünde auf zwei Ebenen stattfindet. Die eine ist die innere Ebene, das schlechte Verhältnis mit Gott, die zweite die äußere Ebene, das falsche Handeln. Außen, also in unseren Handlungen zeigt sich, was sich innen abgespielt hat.

Was für eine kranke Weltsicht. Ihr solltet wirklich in psychiatrische Behandlung (bitte keine christliche Seelsorge). Die Handlungen eines mythischen Paares führen zum schlechten Verhältnis mit einem erfundenen Wesen, was uns zu falschem Verhalten veranlasst? Es ist für die mentale Gesundheit wesentlich besser, diesen Unsinn gar nicht zu glauben.

Wir haben die Freiheit: Aber entscheidend sind nicht die kleinen oder größeren Fehltritte. Die Frage ist, was die Ursache für die Abwendung von Gott war. Vor Gott kann kein Mensch nach seinem eigenen Kopf gehen.

Oh, da täuscht ihr euch. Das funktioniert sehr gut für 30-40 % der Bevölkerung in Österreich, die derzeit nicht an GöttInnen glauben und diese geistigen Schranken nie hatten oder abgelegt haben.

Selbst, wenn heutzutage der persönliche Wille praktisch keine Grenzen kennt. Deswegen wählen manche die volle Freiheit. Die Frage ist nur, was sie darunter verstehen. Eins ist sicher: Alle müssen sich für ihre Taten verantworten.

Ja, Freiheit ist etwas Wunderbares. Sie hört übrigens dort auf, wo die Freiheit des anderen Menschen beginnt. Christen, die uns vorschreiben wollen, was wir im Schlafzimmer machen, haben das nicht verstanden.

Verantwortung für Taten ist gegeben. Was ungesetzlich ist, wird verfolgt, was der Gesellschaft schadet, sozial geahndet. (Das bezeichnen Christen dann als Cancel Culture und jammern darüber.) Nur die Gruppe der Kinder vergewaltigenden Priester, katholische und andere, hatten lange Zeit keine Konsequenzen ihrer Taten zu fürchten.

Echte Freiheit existiert nur in Gemeinschaft mit Gott. Es zählt nicht, wie viele gute Taten wir vorweisen können, auch nicht, ob wir versuchen, gute Menschen zu werden: Ohne Gott sind wir Sünder.

Wartet mal, habt ihr Sünde überhaupt schon definiert? Noch nicht. Das Geschwätz ergibt keinen Sinn. Gute Taten und trotzdem Sünder? Was ist dann die Definition einer guten Tat?

Im Humanismus stehen gute Taten für sich, der Versuch, ein guter Mensch zu werden oder zu sein, wird als positiv angesehen. Es werden niemandem erfundene Sünden eingeredet, wenn er oder sie nicht an eine spezielle von den 10.000 erfundenen Gottheiten glaubt.

Mehr als Erste Hilfe: Die unausweichliche Konsequenz der Sünde ist der Tod und alles, was damit in Verbindung steht: Angst, Hass, Schmerz, Krankheit und jede Form des Leidens. Niemand kann das vermeiden.

Blödsinn. Wie immer ihr Sünde definiert: Es wird immer Leute geben, die am Ende eines erfüllten Lebens glücklich, mit wenig Angst und Schmerzen zufrieden sterben, mit oder ohne Gottesglauben. Die Verteilung von Schmerzen und Krankheiten ist nicht in einer nachvollziehbaren Weise mit dem Glauben korreliert – sonst gäbe es Kirchenmitgliedschaften auf Krankenschein.

Genauso aussichtslos ist der Versuch, aus eigener Kraft gute Menschen zu werden. Die Bibel illustriert das mit einem interessanten Bild: Kann ein Kuschit seine Hautfarbe / oder ein Leopard die Flecken seines Fells verändern? Dann könntet auch ihr, / die ihr ans Böse gewöhnt seid, Gutes tun. (Jeremia 13:23)

Ein verstörendes, rassistisches Zitat eines Hasspredigers ist hier der Beleg. Der ungarische Text verwendet sogar offen das N-Wort für Menschen mit schwarzer Hautfarbe, in dieser deutschen Übersetzung steht das eher unbekannte Wort Kuschit. Der Satz davor heißt wörtlich Wegen deiner großen Schuld wird dein Gewand aufgehoben / und dein Leib vergewaltigt.. Der Prediger redet hier mit der Stadt Jerusalem und wirft ihr schändliche Unzucht vor. (Nicht das einzige Vorkommen dieses Motivs im alten Testament.)

Zur Unterstützung der Aussage, man könne nicht aus eigener Kraft ein guter Mensch werden, taugt dieser Text in meinen Augen nicht: Das ist ein irrelevanter Vergleich – körperliche Merkmale sind etwas komplett anderes als das Verhalten und die Persönlichkeitsbildung.

Mit humanistischen Werten und Bildung kann man sehr wohl ein guter Mensch werden, die Gesellschaft kann hier also sehr viel helfen. Menschen mit dem richtigen Weltbild können es auch aus eigener Kraft schaffen – die Realität zu akzeptieren ist dafür aber eine wichtige Voraussetzung. 2.500 Jahre alte Dogmen helfen eher nicht.

Einfach ergreifen: Damit Gott uns erneuern kann, müssen wir zuerst anerkennen, dass wir die grundlegende Veränderung unbedingt brauchen. (… Bibelzitat …)

Gute Menschen brauchen aber keine grundlegende Veränderung. Das würde sie zu schlechten Menschen machen. Es gibt ja den sehr zutreffenden Spruch: Gute Menschen tun Gutes, und schlechte Menschen Schlechtes. Damit gute Menschen Schlechtes tun, braucht es die Religion. Wollt ihr das ernsthaft?

Wer seine Fehler ehrlich und ehrfürchtig bekennt, wird sicher gute Erfahrungen mit Gott machen. Er wird nicht nur von seinen Sünden befreit, sondern auch auch durchleben, was die Bibel verspricht: Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht; er vergibt uns die Sünden und reinigt uns von allem Unrecht. (1 Joh 1:9)

Ich habe es gerade probiert und hatte keinerlei Erfahrungen mit irgendwelcher Gottheit, weder gute noch schlechte. Vielleicht gibt es euren Gott doch nicht?

Diese toxische Methode, Verbrechen als Sünde zu bezeichnen und mit dem Bekennen abzutun, hat schon zu sehr viel Leid, verursacht durch Christen, geführt. Mächtigen Menschen wurde eingeredet, ihre ganzen Verbrechen seien durch christliche Rituale vergeben und vergessen, das hat zu einer Wiederholung von positiven Bestärkungen geführt, und sie konnten weiter schlechte Menschen sein, von der Religion gedeckt.

Dies [das Bekennen der Fehler] bleibt nicht ohne Folgen. Wir können echten Frieden finden. Das quälende Bewusstsein, etwas Schlechtes getan zu haben, vergeht. Wir können endlich frei aufatmen und ein gesundes Verhältnis zu unseren Mitmenschen und Gott aufbauen. Gott streckt uns seine Hand entgegen. Jetzt liegt es nur an uns.

Am besten ist es, nichts Schlechtes zu tun. Und nicht auf jene hören, die einem sagen wollen, normales menschliches Verhalten wie das Nicht-Glauben an den eigenen Sky Daddy sei Sünde. Wer sich angewöhnt, dass Schuldbewusstsein durch religiöse Rituale weggeht, wird dadurch nicht zu einem besseren Menschen.

Gleichzeitig sehen wir hier einen Versuch, das Wort frei im christlichen Sinn umzudefinieren. Sich einem Glaubenssystem zu unterwerfen, das eine Erbsünde propagiert, der man sich nicht entziehen kann, hat natürlich mit Freiheit nichts zu tun.

Die Fragen sind eher uninteressant, aber bei einer Antwort habe ich die Gelegenheit, anzumerken, dass nicht viele Beispiele für aktuelle Sünden gegeben wurden. Es würde mich auch brennend interessieren, wie sie erklären, dass der Turm in Babel schlimm war, und die heutigen viel höheren Türme, Flugzeuge und die internationale Raumstation es nicht sind.

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