In der Bibelschule (11)

Die elfte Lektion heißt Fang an zu leben! und sie macht Werbung für eine Wiedergeburt.

Die Aufgaben der letzten Lektion habe ich laut Bewertung großteils richtig gelöst. Die Lehrerin weist darauf hin, dass die Bibel zwischen Sohn Gottes und anderen Geschöpfen, den Söhnen und Töchtern Gottes unterscheidet. Sie zitiert Bibelstellen, in denen die Christen als Geschwister bezeichnet werden. Anders gesagt: Wir können uns nicht darauf verlassen, dass Wörter in der Bibel das bedeuten, was sie wirklich bedeuten.

Das Leben fängt mit der Geburt an. Aber wirklich lebt nur, wer neu geboren wurde. Wir sagen manchmal: Wenn ich nur alles noch einmal anfangen könnte! Wie viel, was gesagt wurde, würden wir widerrufen, welche Taten ungeschehen machen!

Hmm, ihr vielleicht. Ich bin mit meinem Leben zufrieden. Alles neu anzufangen hieße, ohne Wissen und Erfahrung die selben oder ähnliche Fehler zu machen.

Was würden wir alles geben, wenn wir unser altes Leben gegen ein neues austauschen könnten? Wenn wir unter allem einen Schlussstrich ziehen könnten, würden wir die selben Fehler nicht nochmal machen, wir würden unsere Lügen nicht wiederholen, wir würden nicht darauf drängen, unbedingt Recht zu behalten, der ständige Egoismus wäre zu Ende. Aber ist das möglich?

Nochmal: Als Baby ohne Wissen und Erfahrung würden wir in der selben Situation die gleichen Fehler wieder machen und erst schrittweise lernen. Könnten wir mit unserem bestehenden Wissen ein Leben als Säugling neu anfangen, wären die ersten Jahre wohl sehr langweilig oder anstrengend. Das Konzept klingt etwas seltsam.

Die Bibel beschäftigt sich immer wieder mit einer Frage: Wie kann ein sündiger Mensch vor dem heiligen Gott stehen? Eines ist klar: Ohne eine radikale Richtungsänderung wäre das Treffen mit Gott tödlich für den Menschen.

Wow, das ist heftiges Marketing für den lieben Gott.

Ohne einen echten Neuanfang ist mein Christsein nur leeres Geschwätz! Also: Wie kann ich neu anfangen?

Wir sind jetzt in Lektion 11 von leerem, unbelegten Geschwätz voller innerer Widersprüche. Es geht wohl um etwas Anderes.

Jetzt kommt eine Geschichte des reichen Zollpächters Zachäus (Luk 19,1-10), den andere als Sünder bezeichnen und der – ohne dass wir seine Motivation erführen – verspricht, die Hälfte seines Vermögens den Armen zu geben. Und schon ist die Geschichte aus, wir erfahren nicht, ob er das nur angekündigt oder auch wirklich getan hat.

Die Erklärung, warum die Lektion diese Geschichte zitiert, ist nicht die Wohltätigkeit, sondern dass es die anderen Menschen stört, dass Jesus den Sünder trifft. (Dass er wohl ein schönes und bequemes Haus für die Übernachtung hatte, spielt sicherlich keine Rolle.)

Aber das Wichtigste beim Erlangen eines neuen Lebens ist der Wunsch, in Jesus' Nähe zu sein; ein ordentliches Leben reicht nicht. Jesus sagt ganz klar: Denn ich bin nicht gekommen, um Gerechte zu rufen, sondern Sünder. (Mat 9:13)

OK. Sünder sein passt, nahe bei Jesus sein wollen passt, ohne Richtungsänderung Gott treffen ist tödlich. Verstanden.

Zachäus ist plötzlich bereit, sein Geld wegzugeben. Er hat verstanden, was für Jesus wichtig ist. Er hat ein neues Leben begonnen.

Oder bei dem einen Treffen das gesagt, was sein Gast hören wollte, um ein bisschen von dessen Prestige auf sich zu übertragen. Echte oder simulierte Wohltätigkeit ist eine beliebte Methode auch von problematischen Unternehmen und Organisationen, die öffentliche Stimmung zu ihren Gunsten zu beeinflussen.

Ein neuer Lebensstil: Aus Zachäus' Beispiel wird klar, was wir mit Umkehr meinen. Seine Reue zeigte er, indem er das unehrenhaft eingenommene Geld zurückgab und die Hälfte seines Vermögens unter den Armen aufteilte.

Was wir nicht wissen, wir haben ja nur die Ankündigung gelesen. Und die Hälfte ist nicht sehr beeindruckend, es gibt Milliardäre, die einen wesentlich größeren Anteil spenden.

Die Reue wird zum Kennzeichen der erlebten Umkehr. Sie macht frei, sie gibt ein Erlebnis, das Freude verursacht. Aber diese Umkehr ist nur mit Gott möglich.

Verdammt, wusste ich doch, dass es einen Haken gibt. Was tue ich eigentlich, wenn ich nichts oder nur unbedeutende Jugend-Irrtümer zu bereuen habe? Bin ich schon frei, wenn ich diese bereue? An Freude dabei kann ich mich nicht erinnern.

Er ist der, der das Leben des Menschen beeinflusst und das Erlebnis der Wiedergeburt gewährt.

Nur nicht zu nah kommen, schlecht vorbereitet ist das tödlich.

Was brauchen wir also?

Für die Wiedergeburt ist also notwendig:

Wasser: Das bedeutet, dass der Mensch durch die Taufe einen Bund mit Gott eingeht.

Und der Geist: Das bedeutet, dass die Wiedergeburt keine spektakuläre und mit menschlicher Kraft durchführbare Handlung ist. Der Heilige Geist hat die wichtigste Rolle darin, der dem Menschen zeigt, was in seinem Leben davor falsch war, und was Gott ändern würde.

Das vergessen die evangelikalen Gruppen, die aus ihren Taufzeremonien gerne eine Show für Social Media machen. Und im Wasser kann man auch ertrinken.

Durchs Annehmen des Angebotes Gottes

Gott, Heiliger Geist, Jesus: Echtes Teamwork. Vorher hat es geheißen, nur mit Gott möglich, also ist ein Gott die Vorbedingung. Da das noch nicht etabliert wurde, war die Lektion bisher komplett sinnlos.

Wachsen statt stehen zu bleiben: Die Wiedergeburt ist der erste Schritt eines Neuanfangs. Wir können hier aber nicht stehenbleiben, weil der Neuanfang ohne ständiges Wachstum seinen Sinn verfehlt. Wie die Kinder wachsen auch Christen.

Hmm, das ist jetzt deutlich weniger als ihr am Anfang versprochen habt. Gesagtes ungesagt und Taten ungeschehen machen wäre das (zweifelhafte) Ziel gewesen.

Das war eine kurze und schwache Lektion. Die Fragen sind genauso uninspiriert, wie der Inhalt war. Eine ist ein bisschen verstörend, indem sie auf Joh 15:1-9 verweist, wo folgender freundlicher Hinweis steht:

Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen. Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer und sie verbrennen.

Also kann man sich nicht mehr umentscheiden, wenn die Umkehr einen doch von Jesus abwenden würde; der gütige droht mit dem Feuertod. Drum prüfe, wer sich ewig bindet.

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