In der Bibelschule (17)

Die siebzehnte Lektion heißt Liebe zum Leben. Der Untertitel weist gleich auf den Todeskult-Charakter des Christentums hin: Wir lieben das Leben. Jesus starb, damit wir ewig leben können.

Das ist widerlich, ich hätte das von niemandem erwartet – was bringt es, ewig zu leben, wenn dafür jemand gefoltert werden und sterben muss? Was für ein Gott richtet eine Erde so ein? (Eh keiner, zum Glück.)

Die Einleitung beschreibt, dass wir einen sehr starken Wunsch haben, das Leben zu verlängern und zu genießen. Und wir versuchen, nicht an Tod, Krankenhäuser und ähnliche deprimierende Dinge zu denken.

Moses, eine herausragende Figur der Bibel war ganz anderer Meinung. Er sah die Lösung nicht im Ignorieren der unangenehmen Dinge. In einem Psalm bittet er Gott:

Unsere Tage zu zählen, lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz. (Psalm 90:12, EÜ)

Wir werden weise, wenn wir die Tatsache des Todes nicht vergessen. Weise fürs Leben. Wenn wir dem Tod entgegensehen, dann richtet sich unsere Aufmerksamkeit aufs Leben nach der Auferstehung.

Das ist ja wirr. Moses bittet wörtlich um die Fähigkeit, Tage zu zählen, weil in seiner Zeit Volksschulwissen schon als Weisheit galt. Daraus die unbelegte und absurde Position (Gegenteil von Weisheit) abzuleiten, dass wir nach dem Tod auferstehen, geht sich mit gesundem Menschenverstand nicht aus.

Woher kommt das Leben überhaupt? Auf diese Frage finden wir eine sehr spannende Antwort in der Bibel:

Da formte Gott, der HERR, den Menschen, Staub vom Erdboden, und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen. (1 Mose 2:7, EÜ)

Das ist gar nicht spannend. Gott kann ja im Märchen zaubern (aber die meisten Tricks schafft er nur einmal). Das ist die zweite Schöpfungsgeschichte (ganz am Anfang ist ja eine andere). Wie in ein Buch zwei unterschiedliche, einander widersprechende und in beiden Fällen falsche Schöpfungsmärchen hineinkommen, das ist eine spannende Frage. Und der Mensch, der hier belebt wird, ist konkret der Mann – in dieser Erzählung kommt die Frau erst später, und wird mit einer anderen Methode aus einer Rippe Adams erzeugt. Wie sie ihre weibliche Chromosomen-Struktur erhält, obwohl sie aus einem Mann geklont wird: Das wäre spannend.

Gott erschuf den Menschen nach seinem Ebenbild.

Er war eine Figur aus Staub?

Adam und Eva hat er als perfekte Wesen erschaffen. Das bedeutet, dass Gott für sie ein ewiges Leben eingeplant hat.

Ja, hat wohl nicht so perfekt geklappt für den Allmächtigen. Vielleicht beim nächsten Mal besser mit der Gartengestaltung aufpassen.

Er warnte sie davor, dass die Konsequenz der Sünde, des Widerspruchs der Tod ist. Gleichzeitig gab er ihnen die Freiheit der eigenen Entscheidung.

Das ist kein verantwortliches Eltern-Verhalten. Gute Eltern beobachten die geistige Entwicklung ihrer Kinder und beschützen sie vor den Konsequenzen unüberlegter Entscheidungen. Dem eigenen Kind – oder irgend jemandem – mit dem Tod zu drohen (in der Bibel übrigens mit dem Tod am gleichen Tag, was in beiden Varianten der Geschichte dann nicht passiert), nur weil es die Freiheit der Entscheidung in Anspruch nimmt, ist komplett inakzeptabel.

Adam und Eva wussten sehr genau, dass sie sterben müssen, wenn sie vom Baum der Erkenntnis essen. Sie haben der Versuchung Satans trotzdem nachgegeben:

Darauf sagte die Schlange zur Frau: Nein, ihr werdet nicht sterben. Gott weiß vielmehr: Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen auf; ihr werdet wie Gott und erkennt Gut und Böse. (1 Mose 3:4-6, EÜ)

Auch wenn ihr es ständig wiederholt: Das ist eine sprechende Schlange. Erst viel später, im neuen Testament wird nachträglich behauptet, das wäre Satan. Die Juden, deren Buch das ist, vertreten das nicht.

Und wenn man genau schaut, sagt die Schlange die Wahrheit (sie leben noch sehr lange) und Gott nicht (sie sterben nicht am selben Tag).

Wie waren eigentlich Adam und Eva perfekt, wenn sie zwischen Gut und Böse nicht unterscheiden konnten? Es ist besser, wenn man das kann. Wenn man das nicht kann, ist man nicht perfekt.

Seit Adam und Evas Sündenfall ist der Tod eine Begleiterscheinung des Lebens. Ihre unbedachte Tat hat Auswirkungen aufs gesamte Leben der Menschheit.

Wenn man das Märchen ernst nimmt und nicht wie oben zu Ende denkt, könnte man das so akzeptieren. Wir sind glücklicherweise weiter. Wir wissen, wie Menschen entstanden sind, wir wissen, dass es Adam und Eva so nicht gab, und Schlangen haben gar nicht die biologische Ausstattung zum Sprechen.

Wichtig ist, dass wir sehen, dass wir nicht nur das erste Menschenpaar für den Tod verantwortlich machen können. Wir können uns nicht aus der Verantwortung ziehen mit ich kann nichts dafür. Wir alle sündigen. Und mit den Konsequenzen davon müssen wir rechnen.

Also, belegt (im weitesten Sinne) wurde das hier nur für Adam und Eva. Wie kommen wir jetzt ins Spiel? Welche Sünden, vor denen wir nicht gewarnt werden, sind todeswürdig? Keine, in einer sinnvoll eingerichteten, gerechten Gesellschaft. Diese Argumentation von der Bibelschule ist krank und menschenverachtend, aber sie ist auch unbelegt und kann somit ohne Beleg verworfen werden.

Man spricht von Toten oft wie von Schlafenden. Das ist ein Gedanke aus der Bibel. …

Ein wichtiger Gedanke. Wer schläft, weiß nichts darüber, was um ihn herum geschieht.

Und wer tot ist, auch nicht. Aber halt für immer. Der biblische Gedanke paßt wieder einmal nicht.

Damit verliert der Tod viel von seinem Schrecken. Die Höllenqualen oder eine Seelenwanderung sind komplett fern von der Bibel. Immer und immer wieder macht sie klar, dass der Mensch körperlich und seelisch stirbt. Er wird wieder zu Staub.

Wow, kommt die Bibelschule plötzlich zur Vernunft? Wir sterben einfach und es gibt danach nichts mehr? Beeindruckende Erkenntnis.

Das mit den Höllenqualen gibt es aber schon in der Bibel. Ihr Los wird der See von brennendem Schwefel sein (Offenbarung 21:8) – schon vergessen?

Aufwachen

Aber das ist nicht das Ende. Jesus möchte uns alle aus diesem Traum aufwecken.

Gaslighting schon wieder. Entscheidet euch für eine der einander widersprechenden Aussagen, nur eine von ihnen kann wahr sein. Wenn euch das Konzept von wahr überhaupt etwas bedeutet.

Er hat den Tod besiegt, als er für uns starb und auferstand. Sein Grab war leer. Bei seiner Wiederkehr wachen wir genauso auf wie aus dem natürlichen Schlaf.

Aber der Mensch stirbt doch körperlich und seelisch. Er schläft nicht. Die Bibel macht das immer und immer wieder klar.

Er hat das versprochen. Und dieses Versprechen wird er wieder einlösen.

Wie das Versprechen an die Anwesenden, dass diese Wiederkehr in ihrem Leben passieren wird? Oder dass Städte, in denen seine Botschaft nicht gehört wird, vernichtet werden? Dass er kommt, um das Schwert zu bringen und Familien auseinanderzureißen? Das Angebot an nicht gehaltenen und fragwürdigen Versprechen ist groß.

Es gab immer Menschen, die sich nicht auf Jesus verlassen wollten. Seine Lehre, sein Leben, seine Auferstehung sind für sie nicht glaubwürdig.

Ihr habt es erfasst. Das große Problem des Christentums ist ja genau, dass es nichts Besseres als diese unglaubwürdigen Geschichten hat, und Leute, die sie nicht einmal kohärent erzählen können. Groß werden konnte es nur, wenn es Menschen zwingen konnte, Christen zu sein, und sicherstellen, dass diese dummen Lügen Kindern eingebläut werden.

Paulus' Schlussfolgerung, wonach ohne Auferstehung der Glaube seine Grundlage verliert, ist ohne akzeptable Gegenargumente geblieben.

(In 1 Korinther 15:14)

Was würdet ihr als akzeptables Gegenargument bewerten?

AtheistInnen reicht das Wissen, dass nicht einmal die Existenz eines historischen Jesus gut belegt ist; dass das erste Evangelium ursprünglich nichts von der Auferstehung enthielt und später erst ein Ende hinzugefügt wurde; dass eine Auferstehung komplett implausibel ist und nur von religiösen Fanatikern – implausibel – beschrieben wird. ChristInnen würden nicht glauben, wenn jemand käme und behauptete, dass Napoleon auferstanden ist (auch wenn in Irrenhäusern viele Menschen sitzen, die sich für Napoleon halten, und in Kirchen etliche Menschen, die behaupten, sie seien ein auferstandener Jesus). Das ist dummer Aberglaube für die ChristInnen. Und für uns ist ihre Geschichte genau das.

Aber ja, ohne Auferstehung hat der christliche Glaube keinen Sinn. Ohne gute Belege dafür ist es nicht sinnvoll, daran zu glauben. Und die gibt es nicht.

Die Auferstehung ist eine wunderbare Sache. Sie übersteigt unsere Vorstellungskraft. Es ist schon schwer, den Tod zu verstehen, geschweige denn die Auferstehung. Wie wird es passieren? Die Bibel antwortet:

So ist es auch mit der Auferstehung der Toten. Was gesät wird, ist verweslich, was auferweckt wird, unverweslich. Was gesät wird, ist armselig, was auferweckt wird, herrlich. Was gesät wird, ist schwach, was auferweckt wird, ist stark. Gesät wird ein irdischer Leib, auferweckt ein überirdischer Leib. Wenn es einen irdischen Leib gibt, gibt es auch einen überirdischen. (1 Korinther 15:42-44, EÜ)

Es ist nicht schwer, den Tod zu verstehen. Es ist genauso wie noch nicht geboren worden zu sein. Wir alle haben das schon durchgemacht. Wir waren nicht, dann waren wir, und irgendwann werden wir nicht sein.

Gesät werden wir nicht, und es gibt keine überirdischen Leiber. Das ist Phantasie. Wunschvorstellungen von Menschen, die vor dem Tod große Angst haben und sich eine falsche Hoffnung zusammenreimen. Bedauernswerte Menschen.

Bei der Auferstehung werden wir vollkommen verwandelt. Unser Körper wird ein vollständig neu erschaffener, unsterblicher Körper sein, aber alle Menschen bewahren ihre Persönlichkeit. Eines ist ganz sicher: Wir müssen nie wieder sterben.

Für ganz sicher braucht ihr außergewöhnlich starke Evidenz. Ihr habt nicht einmal schwache. Eines ist ganz sicher: Das ist alles frei erfunden.

Der Tod ist die unvermeidbare Endstation des Lebens. Das Wissen, dass wir sterben müssen, hat Auswirkungen auf unser Leben.

Das ist richtig.

Als Christen können wir ohne mit der Wimper zu zucken akzeptieren, wenn der Tod einen lieben Menschen aus dem Leben reißt. Wir sind traurig. Das ist eine natürliche, menschliche Reaktion. Aber wir haben eine Tröstung, die mehr ist als eine naive Wunschvorstellung.

Das ist falsch. Es ist exakt eine naive Wunschvorstellung. Sie mag für Menschen, die stark daran glauben, eine Tröstung sein, aber sie wird davon nicht wahr.

Wir wissen, dass Jesus uns ein neues Leben schenkt.

Nein, ihr glaubt es, ohne gute Evidenz, gegen gute Evidenz. Wissen ist etwas anderes, ihr habt nur Glauben fälschlicherweise auf die Ebene von Wissen gehoben und schadet euch selbst damit am meisten.

Wir wissen, dass wir unsere geliebten Menschen, die Gott nachgefolgt sind, dann wiedersehen können, und uns nie mehr von ihnen trennen müssen. Wir können mit ihnen und Gott in Gemeinschaft sein. Er liebt nämlich das Leben – so wie wir.

Auch das wisst ihr nicht. Ihr habt nicht einmal eine gemeinsame Definition von Gott nachgefolgt: Christen sprechen am ehesten anderen Christen das Christsein ab. Ihr habt noch so viele Hausaufgaben, aber wenn ihr sie wirklich machen würdet, würdet ihr aufhören, den Schmarren zu glauben.

Aber nochmal kurz in eure wirre Logik eintauchen: Gott liebt das Leben – und hat dafür ausgerechnet einen Tod verlangt? Wie unlogisch ist das bitte?

Die Fragen geben mir die Möglichkeit, meine Gedanken zu den in der Lektion behandelten Themen niederzuschreiben. Auf die Frage, was ich vom ewigen Leben halte, antworte ich:

Das ist keine gute Vorstellung. Irgendwann hat man alle guten Bücher gelesen, alle wertvollen Filme gesehen, mit allen Menschen geschlafen, mit denen man das in gegenseitigem Einverständnis tun wollte. Was danach folgt, ist die Langeweile. Ewige Langeweile. Irgendwann wünscht man sich, dass es einfach aufhört und man nicht mehr existiert.

Dass Christen darüber noch nie nachgedacht haben, wie lang ewig sein kann und was daran so toll sein soll, erstaunt mich immer wieder.

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