In der Bibelschule (24)

Die vierundzwanzigste Lektion hat den Titel Hauptsache Gesundheit, und beschreibt, wie aus den Büchern antiker Völker, deren medizinisches Wissen aus Beobachtung ohne wissenschaftliche Methoden und Glauben zusammengesetzt war, für unser heutiges Leben Ratschläge für die Gesundheit abgeleitet werden können. Also aus der Zeit, in der die durchschnittliche Lebenserwartung für Personen, die die Geburt überlebt haben, nur 33 Jahre betrug und kaum jemand über 60 Jahre alt wurde.

Die Gesundheit ist ein Geschenk. Wir können aber etwas dafür tun.

Nein, es ist eine Konsequenz von Millionen Jahren Evolution, dass Gesundheit (also der Zustand, in dem alle Organe richtig funktionieren) in einem jungen Individuum der Grundzustand ist. Und wenn wir den Zustand selbst beeinflussen können, dann ist es wieder kein Geschenk, und auch wieder die Folge menschlicher Entscheidungen. Wieder eine Lektion, in der Gott irgendwo völlig ohne Not und Logik hineinreklamiert wird.

Es sieht aus als wäre unser Körper wieder wertvoll geworden. Wir entdecken ihn wieder, wie ein biologisches Meisterwerk, das man hegen und pflegen muss, damit es perfekt funktionieren kann. Das ist im Grunde genommen eine sehr nützliche Mode. Diese Ansicht wird von vielen gesundheitsbezogenen Aussagen in der Bibel gestützt.

Gesundheit war der Menschheit immer schon wichtig – völlig unabhängig davon, ob sie von der judeochristlichen Mythologie gehört hat oder überhaupt früher lebte. Kein Wunder, dass religionsbegründende Schriften diese Tatsache zur Kenntnis nehmen und man entsprechende Aussagen in ihnen finden kann. So zu tun als hätte man dieses Konzept erfunden ist eine leicht entlarvte, dumme Lüge.

Es ist wichtig, unseren Körper einmal am Tag gut zu bewegen. Dies gilt vor allem für jene, die eine sitzende Tätigkeit ausüben.

Stimmt, das merken wir uns.

Mittlerweile ist wissenschaftlich erwiesen, dass unser Wohlbefinden auch davon beeinflusst wird, was wir essen und trinken. Für fast jedes gesundheitliche Problem, für fast jeden Menschen gibt es die richtige Ernährungsweise. Mit bewusster und vollwertiger Ernährung können viele Krankheiten verhindert oder sogar geheilt werden.

Ja, seit wir Ernährung wissenschaftlich untersuchen können, statt uns auf alte Schriften mit willkürlichen Ge- und Verboten zu verlassen, sehen wir auch die gesundheitlichen Effekte.

Gott gab schon bei der Schöpfung Anweisungen zur Ernährung – das erste Menschenpaar aß pflanzliche Nahrung (1 Mose 1:29). Später erlaubte er auch das Essen von Tieren.

Ziemliche Mangelernährung, nur Früchte zu essen. Das ist nicht gesund. Der Mensch braucht Eiweiß, das nur wenige Pflanzen bieten. Wer vegan leben will, muss aufpassen und sich mit diesen Dingen beschäftigen; in biblischen Zeiten wären diese Menschen einfach jung gestorben, da sie nicht viel über Ernährung wussten.

Da Gott wusste, was für den menschlichen Körper gut ist, hat er die reinen und unreinen Fleischspeisen klar unterschieden. Die für den Menschen nützlichen (z. B. Rind) und die schädlichen (z. B. Schwein).

Das stimmt aber nicht. Die WHO warnt vor dem Verzehr von zu viel rotem Fleisch, und das ist nun mal Rind. Es ist überhaupt nicht klar, dass Schweinefleisch ungesünder wäre als Rindfleisch. Und Rindfleisch trägt massiv zum CO2-Ausstoß bei – das hätte der allwissende Jahwe wissen können.

Auch wenn einige biblische Vorschriften durch die moderne Forschung ihre Bedeutung verloren haben, kann es keinen Zweifel geben, wie wichtig diese damals waren. Die Gesundheit seines Volkes war für Gott so wichtig, dass er sich auch um ihre körperlichen Bedürfnisse kümmerte. Dies ist eine Tatsache, die uns bis heute nützt.

Ihr habt ein interessantes Verständnis von Tatsache. Nichts davon ist belegt oder auch nur plausibel.

Für Gott ist aber nicht nur der Körper wichtig. Die körperliche Gesundheit ist kein Selbstzweck.

Ich denke, das sehen Leute, die gesund sein möchten, anders. Nicht gesund zu sein ist unangenehm.

Gottes Ziel ist es nicht, dass wir in unseren Körper verliebt sein sollen. Aber wir müssen ihn als Geschenk Gottes betrachten.

Schon wieder glauben die Autoren der Bibelschule, Gottes Wünsche exakt zu kennen. Belege bringen sie dafür nicht.

Wir müssen lernen, uns selbst als eine Art Tempel zu betrachten, in dem Gott wohnen möchte.

Ja klar. Christliche Selbstüberschätzung. Das grenzenlose, allmächtige, ewige Wesen möchte in jedem von uns wohnen, weil …? Das ergibt überhaupt keinen Sinn.

Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt und den ihr von Gott habt? Ihr gehört nicht euch selbst; denn um einen teuren Preis seid ihr erkauft worden. Verherrlicht also Gott in eurem Leib! (1 Korinth 6:19-20, Einheitsübersetzung)

Ahja, der Fanatiker Paulus. Ihr gehört euch nicht selbst und es dient eh alles der Verherrlichung Gottes. Kein guter Ratgeber.

Wisst ihr, was auch gesund ist, für Körper und Geist? Sex (unabhängig davon, ob in oder außerhalb der Ehe), und auch Selbstbefriedigung. Was wohl Paulus und seine bigotten NachfolgerInnen von diesen wissenschaftlichen Erkenntnissen halten?

Auch die Gesunden müssen lernen, Krankheit zu ertragen. Diese gehören zu unserem Leben. Wir müssen einander akzeptieren – ob wir krank sind oder gesund.

Eine wichtige Erkenntnis. Vergessen wir schnell die Vorschriften im alten Testament, kranke Menschen aus der Gesellschaft auszuschließen.

Die Christen brauchen keinen Alkohol oder Drogen, um ihre Traurigkeit zu behandeln. Gott führt sie aus allen Abhängigkeiten heraus und schenkt ihnen Freiheit.

Gott wäre besser beraten, die Abhängigkeiten gar nicht erst entstehen zu lassen. Natürlich sind Menschen in schwierigen Situationen bestens als Missionierungsziel geeignet, also konzentrieren sich jene, die mit der Erzählung von GöttInnen ihren eigenen Vorteil suchen, gerne auf sie.

Die Freiheit von der Sucht wird mit einer religiösen Unfreiheit, die sich aufs ganze Leben auswirken kann, erkauft.

Während seines irdischen Lebens heilte Jesus viele Menschen. Die Bibel erzählt von einer Frau, die schon seit zwölf Jahren krank war. Niemand konnte ihr helfen. Jesus war ihre einzige Hoffnung. Sie berührte seinen Mantel, und es geschah.

Ja, direkt nachdem er einen Wind durch Drohen besänftigt, Dämonen austreibt und in Schweine einführt, die sich dann im See ertränken. Eine Auswahl alberner Märchen aus Lukas 8. Wer das ernst nimmt, hat bei der geistigen Gesundheit erhebliche Defizite.

Zur guten Gesundheit gehört auch die seelische Balance. Dazu gehört – neben anderen Dingen – auch das Vertrauen. Die Christen wissen, dass sie sich auf Gott vollkommen verlassen können.

Trotzdem gehen die vernünftigeren von ihnen zum Arzt oder zur Psychiaterin, wenn ihnen etwas fehlt. So tief scheint das Wissen oder Vertrauen nicht zu sein.

Wir selbst brauchen Vergebung, weil wir immer und immer wieder sündigen.

So viel zur seelischen Balance. Solche Lehren tun sehr viel dagegen.

Es gibt vielleicht Menschen, die das nicht so sehr interessiert – sie sind sich dessen nicht bewusst, oder verdrängen es. Andere leiden jedoch ständig unter Schuldgefühlen. Beides kann unsere seelische Balance beeinträchtigen.

Künstlich erzeugte Schuldgefühle wegen idiotischer Regeln aus der Bronzezeit – tatsächlich schädlich.

Die einzige erfolgreiche Methode, die Sünde zu besiegen, ist, sie einfach zu verlassen. Übergeben wir sie einfach Gott!

Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht; er vergibt uns die Sünden und reinigt uns von allem Unrecht. (1 Johannes 1:9, EÜ)

So einfach ist es nicht. Es gibt Verbrechen, an denen andere Menschen noch länger leiden. Über diese kann man sich nicht einfach hineinversetzen, die Beichte löst das nicht auf. Und es gibt religiös deklarierte Sünden, die Menschen in Wirklichkeit glücklich machen – aber danach bekommt man ein völlig unnötiges Schuldgefühl eingeredet. Diese Dinge muss man unterscheiden.

Zum Beispiel ist der Kindesmissbrauch in einer Schule der Adventisten etwas, was echte Konsequenzen haben muss. Die Schuldigen können nicht einfach nach Hause gehen und sich ihre Verbrechen (falls sie überhaupt einsehen, dass sie falsch gehandelt haben) mit dem erfundenen Gott schön reden. Hier wurden junge Menschen für eine lange Zeit traumatisiert (nicht ungewöhnlich für christliche Bildungseinrichtungen).

Die Bibelschule hat hier schon wieder elegant die Kurve zu den unbegründeten bis schädlichen religiösen Inhalten genommen – hoffentlich haben alle schon vergessen, dass die falschen Ernährungstipps in der Bibel stehen und der wichtige Rat, sich regelmäßig zu bewegen, im ach so tollen Buch fehlt.

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