In der Bibelschule (16)

Die sechzehnte Lektion ist mit Das Christentum hat eine Zukunft betitelt. Der Untertitel beginnt schon mit den inneren Widersprüchen: Die Christen stehen mit beiden Füßen auf dem Boden. Sie wissen, dass Jesus zurückkommt.

Es geht wie angedeutet um die Zukunftserwartung (von der wir spätestens seit der letzten Lektion wissen, dass die Adventisten sie seit 180 Jahren für die unmittelbare Zukunft erwarten), dass nach den beschriebenen Katastrophen und Gräueltaten des liebenden Gottes etwas Gutes nachkommt. Aber nur für die richtigen Christen, versteht sich.

Eine Antwort in der Bewertung der letzten Lektion zeigt, wie weit die Lehrerinnen der Bibelschule zu gehen bereit sind, andere und sich selbst anzulügen, wenn ihnen die kleinsten Zweifel entgegengebracht werden.

Ich habe in meiner Antwort darauf hingewiesen, dass in Mat 24 verschiedene Dinge wie die Zerstörung des Tempels, darauf folgend die in epischer Breite ausgeführten apokalyptischen Ereignisse und am Ende das Kommen des Menschensohnes beschrieben werden, von denen Jesus im Vers 34 verspricht: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles geschieht. Lakonische Antwort der Lehrerin: Es waren welche anwesend, die die Zerstörung des Tempels erlebt haben.

Bibeltreu also nur, solange es nicht zu unbequem wird. Was schwarz auf weiß dort steht, gilt nur, soweit es die eigene Indoktrinierung erlaubt.

Die sechzehnte Lektion will zuerst etablieren, dass andere von der Zukunft nichts Gutes erwarten könnten.

Viele sagen: Die Zukunft ist auch nicht mehr, was sie war. Sie denken nur mit Angst an die Zukunft.

Aber es gibt eine Ausnahme:

Nur die Christen haben einen Grund, sich auf die Zukunft zu freuen, und mit Erwartung und Vertrauen erfüllt an sie zu denken. Warum? Weil Jesus ihnen eine Zukunft in Aussicht gestellt hat, für die sich zu leben lohnt.

Und zwar einen Platz im Haus Gottes. (Joh 14:2-3) Wenn der so unberechenbar und aggressiv ist wie in der Bibel, will ich eigentlich nicht in seinem Haus wohnen, insbesondere nicht mit lauter Christen, aber bitte, jedem das Seine.

Christus kommt auf die Erde zurück. Er will, dass wir für immer mit ihm sind. Diese Zukunft verdient schon ihren Namen. Und wir können uns darauf vollständig verlassen, weil das nicht irgendwer gesagt hat, sondern Jesus Christus, der Schöpfer unserer Welt.

Der Schöpfer der Welt ist laut altem Testament aber Gott. Die anonymen Autoren der Evangelien behaupten auch nicht, dass Jesus von sich behauptete, die Welt erschaffen zu haben. Den Bibeltreuen entgleitet ihr Märchen, schon wieder.

Dieser Jesus soll wie letztens gelerntdie ersten Anzeichen und ihr zeitliches Limit – die Lebenszeit der Anwesenden – genannt haben, aber diese sind ausständig. Wer sich auf die darauf folgenden Dinge vollständig verlässt, hat eine Psychose. Es bestehen berechtigte Zweifel an jedem Punkt der Geschichte, schon in Bezug auf vergangene Ereignisse. Dazu kommt eine seit ca. 1950 Jahren überfällige Zukunftsprognose. Diese Sprüche klingen mehr wie Durchhalteparolen von enttäuschten, traumatisierten Fanatikern. Miserable, selbst verursachte Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Christentums.

Schauen wir, was Jesus meint, wenn er über die Zukunft spricht. Wir haben nichts zu verlieren. Was wir gewinnen können, ist alles: Eine sichere, glückliche Zukunft!

Vor der glücklichen Zukunft steht, wie in der letzten Lektion ausgeführt, Mord an ChristInnen und anderen; Seuchen, Hungersnöte und Erdbeben. Als christliche Minderheit können sich die Adventisten nicht ernsthaft darauf freuen, dass andere Menschen und jene aus ihren eigenen Reihen zu Schaden kommen, egal wie toll es danach angeblich wird. (Viele baptistische, also Erwachsene taufende Gemeinschaften nennen nur Christ, wer sich selbst für die Taufe entschieden hat, als Baby zwangsgetaufte ProtestantInnen und KatholikInnen sind für sie also keine Christen. Allerdings gehört in Mitteleuropa nur eine winzige Minderheit zur freiwillig getauften Gruppe.)

Verschmutzte Luft, beschädigte Ozonschicht, verseuchtes Wasser – was könnten wir danach überhaupt für neue Ziele haben? Es scheint, als könnte man die Probleme nicht mit kleinen Reparaturen lösen. Jesus erzählt von der Lösung. Johannes hat sie in der Offenbarung gesehen.

Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, auch das Meer ist nicht mehr. Off 21:1

Wie? Der Allmächtige, der alles erschaffen hat, kann nicht die Luft reinigen? Lieber alles neu machen? Viele von uns hängen an dieser Erde und halten die Probleme für lösbar. Teilweise wurden sie auch schon gelöst – mit menschlicher Anstrengung. Luft und Wasser sind sauberer als in den 1980er-Jahren, die Ozonschicht erholt sich. Nur ein Psychopath würde diese Erde vernichten, um eine neue für eine kleine Gruppe von Auserwählten zu schaffen. Dieser Ansatz ist nur ein bisschen weniger absurd als das frühere Versprechen der Mormonen, jeder von ihnen würde nach seinem Tod einen eigenen Planeten bekommen. (Dies ist ihnen dann auch zu blöd geworden, in den letzten Jahren streiten sie ab, es jemals gelehrt zu haben.)

Die Notwendigkeit einer solchen vollen Erneuerung ist für alle klar.

Nein, wie ausgeführt. Ihr schafft es schon nicht, über die eigenen Mitglieder wahre Aussagen zu tätigen, versucht es bitte nicht über Aussenstehende.

Wir brauchen eine neue Erde, die nur Gott, der Schöpfer uns geben kann.

Diese neue Welt beschreibt die Offenbarung des Johannes wie eine besondere Stadt: Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen; sie war bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat. Off 21:2

Abgesehen vom Frauen abwertenden Vergleich: Das ist das tolle Angebot? Eine Stadt statt eines ganzen Planeten, den wir irgendwie lieb gewonnen haben? Schwach.

Das Beste an dieser Stadt ist: Hier wohnt Gott. Zusammen mit den Menschen. Und er möchte auch mit ihnen bleiben. Nichts kann sie noch trennen.

Laut Mythologie könnte dieser Gott das jederzeit machen – und sein Sohn hätte es vor fast 2000 Jahren auch schon für die damals nahe Zukunft versprochen. Das Angebot ist scheiße, das Versprechen – so es echt ist – überfällig. Eine peinliche Vorstellung in jeder Hinsicht.

Jesus kommt auf die Erde zurück. Mit seinen Freunden sprach er viel darüber. Seine Wiederkehr ist der Mittelpunkt des christlichen Glaubens. Sie gibt Mut und Kraft zum Leben auf der Erde.

Diese oft versprochene und nie gehaltene Wiederkehr zeigt sehr gut, dass der Mittelpunkt des christlichen Glaubens kaputt und nicht reparierbar ist. 1950 Jahre lang nur Durchhalteparolen – wer noch dabei ist, ist selbst schuld.

Höchstwahrscheinlich gab es auf der Erde niemals eine christliche Bevölkerungsmehrheit. Aktuell liegt der Anteil der Christen bei ca. 31 %. Das bedeutet, dass zu jeder Zeit weniger Leute an eine Wiederkehr Jesu glaubten als der Rest der Menschheit – der auch irgendwie Mut und Kraft zum Leben fand. Wieder ein Ausdruck peinlicher christlicher Selbstüberschätzung und der Scheuklappen-Perspektive nur mit uns gibt es ein richtiges Leben.

Jesu Geburt merkten nur wenige Menschen. Sein Leben und sein Tod waren auch nicht spektakulär. Seine zweite Ankunft wird jedoch ganz anders sein.

Da habt ihr aber Matthäus nicht aufmerksam gelesen. Triumphaler Einzug in Jerusalem, nach dem Tod drei Stunden Finsternis im ganzen Land, Zombies in Jerusalem, …

Und nochmal: So krass erfundene Behauptungen über die Vergangenheit sollen noch unglaubwürdigere über die Zukunft belegen. Ihr solltet selber lernen, anstatt euch anzumaßen, eine Schule zu betreiben.

Man kann gelegentlich den Vorwurf hören, dass die Christen sich zu viel mit der Zukunft befassen. Als würden sie gar nicht in der Wirklichkeit leben. Sie wählen den leichteren Weg. Sie warten auf die große Lösung, damit endlich etwas passiert, und Jesus zurückkommt.

Ich habe euch hier schon eine große Bandbreite von Dingen vorgeworfen, das war bisher noch nicht dabei. Aber danke für die gute Zusammenfassung.

Wer verstanden hat, was es heisst, Christ zu sein, der kann sich nicht zurücklehnen und die Welt sich überlassen. Die Christen leben hier und jetzt. Das ist ihre Aufgabe – in der Jetztzeit zu bestehen.

Das folgt wie so häufig überhaupt nicht aus den bisherigen Ausführungen – es hat ja bisher geheißen, dass die Ereignisse sowieso bald eintreten, komplett unabhängig von den Handlungen einzelner Menschen.

Das Warten auf die Zukunft hat nämlich nichts mit Untätigkeit zu tun. Vor seiner Kreuzigung hat Jesus seinen Nachfolgern einen Auftrag gegeben. Sie müssen das Evangelium verkünden, und sich um ihre Mitmenschen kümmern.

Also Wohltätigkeit und Missionierung. Behaltet bitte letzteres für euch. Eure Geschichte ist unglaubwürdig, ihr macht euch damit lächerlich.

Es gibt viel zu tun. Die Sicherheit, dass Jesus zurückkommt, gibt Kraft, um die Arbeit anzupacken. Der Standpunkt der Erwartung ist besser als die Resignation, weil wir eine Zukunft haben.

Manche brauchen also Selbstbetrug, um für die Zukunft tätig werden zu können. Jene, die bereit sind, für sich die Verantwortung zu übernehmen, statt sie auf eine Märchenfigur abzuschieben, können es ohne. Ich finde Zweiteres besser.

Diesmal gibt es im Multiple-Choice-Teil der Prüfungsfragen eine schöne Gelegenheit, die Wahrheit anzukreuzen: Gottes neue Welt ist … [X] eine bloße Illusion.

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