In der Bibelschule (26)

Die sechsundzwanzigste Lektion hat den Titel Der Brückenbauer und handelt natürlich wieder von Jesus.

Auf eine meiner Anmerkungen nach dem letzten Kapitel antwortete die Lehrerin, dass sie sich in ihrer Gemeinde tatsächlich vor dem Abendmahl gegenseitig die Füße waschen. Das war mir auf jeden Fall neu, und ich kenne auch keine andere christliche Abspaltung von Abspaltungen, die das macht. Wie sie meinen.

Die Einleitung beschreibt die Situation, dass man sich gegenüber einem anderen Menschen falsch, unaufmerksam oder unfair verhalten hat und wie man sich danach fühlt. Dass man dann sogar versucht, dem anderen aus dem Weg zu gehen, obwohl der schon verziehen haben könnte.

Das ist ein unangenehmer Zustand. Aber es muss einen Ausweg geben! Vielleicht einen unvoreingenommenen Dritten, der vorsichtig vermittelt.

Jesus sagt: Ich bin der Weg. (Johannes 14:16, Einheitsübersetzung)

Eigentlich lauter der Satz dort: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. Hört sich nicht so unvoreingenommen an, wer vorsichtig vermittelt: Hier schiebt sich die theologisch überhöhte Romanfigur aktiv in die Mitte. Außerdem wird hier klar, dass die Vermittlung zwischen einem Menschen und dem Vater-Drittel des Gottes geschieht – nicht zwischen zwei Menschen wie in der Lektion behauptet.

Er ist die Brücke zwischen uns und unseren Mitmenschen, sowie zwischen uns und Gott. Durch seine Vergebung befreit er uns von unseren Sünden und Schuldbewusstsein. Jesus hat die Macht zu vergeben. So, dass wir das auch annehmen können.

Natürlich hat diese Vergebung einen hohen Preis: Unglaubwürdige Aussagen zu glauben und sinnlose Rituale durchzuführen. Also keine Vergebung – die ist ja nicht an eine Gegenleistung gebunden.

Die Brücke bildet einen Weg über dem Hindernis. Am häufigsten baut man sie von zwei Seiten über Flüsse, Täler oder Schluchten. An zwei Punkten müssen sie sehr stark befestigt werden. Dieses Bild erzählt viel über Jesus.

Wartet mal, Brücken gibt es. Sichtbar und erfahrbar. Wer, gestützt auf einen naiven Glauben, über eine nicht existente Brücke gehen will, fällt sofort in die Schlucht. Und befestigt oder gefestigt ist an dieser Jesus-Erzählung nichts – im Gegenteil. Die Lehren über Jesus entsprechen vier unsichtbare Brücken, die in einem Reiseführer beschrieben sind. Man muss sich eine der dort beschriebenen Aufgänge auswählen und im blinden Vertrauen losgehen. Ein sicherer Weg in den Abgrund. Das ist ein Bild, das wirklich auf den biblischen Jesus passt.

Jesus ist der Sohn Gottes. Als Mensch ist er unser Bruder geworden. Er ist auf unsere Ebene hinuntergekommen, wurde eins mit uns. Er lebte mit unseren Sorgen, erfuhr sie als Mensch selbst. Nicht, weil er nicht wüsste, wie unsere Kämpfe sich anfühlen, sondern damit wir wissen, dass er sie aus Erfahrung kennt.

Ja, so stellt man sich einen Sky Daddy vor, der einmal zu den Menschen hinunterkommt und mit ihnen lebt. Eine nette Erzählung. Wenn man ihr allerdings glaubt, konnte dieser Jesus die Sorgen nicht so leicht nachvollziehen – wenn man keine Boote braucht, um Gewässer zu durchqueren, und sich jederzeit das Abendessen herzaubern kann, ist man nicht ganz auf Augenhöhe.

Jesus ist unser Vorbild. Obwohl er mit uns in Gemeinschaft trat, wurde er nicht zum Sünder. Auch wenn er, so wie wir, versucht wurde, blieb er ohne Sünde (Hebräer 4:15). Jesus spricht nicht nur über die Vergebung und das ewige Leben. Als er alle unsere Sünden auf sich nahm, stand er in der Waagschale, und starb den Tod für uns.

Wie bitte bleibt Jesus ohne Sünde, wenn er die gesamten Sünden der Menschen auf sich nimmt? Das ist komplett unlogisch.

Mit Jesus Christus gewährte uns Gott Gnade, die wir mit unseren eigenen menschlichen Anstrengungen nicht erlangen könnten. Die Verbindung ist wiederhergestellt.

Ihr packt zu viele verschiedene Erzählungen auf diese arme Jesus-Figur. Er war Mensch, damit er uns versteht, aber Menschen können die Gnade nicht erlangen, also musste er auch irgendwie Nicht-Mensch sein. Entscheidet euch für eine Version.

Wir brauchen unbedingt die Brücke, die uns mit Gott verbindet.

Vier unsichtbare Brücken? Was machen eigentlich Nicht-Christen? Unbedingt brauchen wir Sauerstoff und Essen. Wie wir im Laufe des Kurses immer und immer wieder gesehen haben, ist diese Lehre von Gott eher schädlich als nützlich. Niemand braucht sie, manche wollen einfach an sie glauben.

Da Gott das wusste, gab er dem Volk von Israel ein erklärendes Beispiel dafür. Nach der Befreiung aus Ägypten mussten sie einen Tempel bauen, in dem die Priester jeden Tag Opfer darbringen konnten. Einmal im Jahr erhielt der Hohepriester die Vergebung für sich und das ganze Volk. Dies war eine Art Brücke zwischen Gott und Mensch.

Hört sich mehr nach einem Trick der Priester an, ihre Versorgung zu garantieren. Sie haben jedenfalls gut von den täglichen Opfertieren leben können.

Wenn jemand von einem unsichtbaren Freund erzählt, dem Opfer dargebracht werden müssen, und diese Opfer selbst entgegennimmt, ist höchste Vorsicht angebracht. Das ist die Struktur für Ausbeutung und Betrug.

Der Tempel bestand aus einem Hof, in dem ein Altar für die Brandopfer und ein riesiges Waschbecken standen, und dem heiligen Zelt, dem eigentlichen Heiligtum, das wieder in zwei Bereiche unterteilt war. Hier standen der siebenarmige Kerzenhalter, der Rauch-Altar und die Bundeslade mit den Gesetzestafeln.

Die einzige Quelle dafür ist 2 Mose 25 bis 40. Blöd, dass Jahwe die präzisen Details so lang diktiert, dass das Volk in der Zwischenzeit (in Kapitel 32) das goldene Kalb anfertigt und anbetet, was natürlich religiös motivierten Völkermord nach sich zieht. Eine seltsame Form der Vergebung.

Während der vierzigjährigen Wanderung in der Wüste brachten die Israeliten das heilige Zelt immer mit sich. Das zeigt, dass Gott seine Verbindung zu den Menschen nicht unterbrechen wollte. Er ist immer mit uns.

Nicht nur, dass diese Reise archäologisch unbelegt ist, sie ist auch absurd lang verglichen mit der eigentlichen Distanz – und angeblich zeigte ja Gott den Weg. Diese Erzählung gehört zu jenen (vielen), von denen wir wissen (und nicht nur informiert vermuten), dass sie frei erfunden sind.

Aber das alttestamentarische Heiligtum und die Tätigkeit des Hohepriesters waren nur die Vorankündigungen von dem, was mit Jesu Leben, Tod und Auferstehung erfüllt wurde: Nicht mit dem Blut von Böcken und jungen Stieren, sondern mit seinem eigenen Blut ist er ein für alle Mal in das Heiligtum hineingegangen und so hat er eine ewige Erlösung bewirkt. (Hebräer 9:12, EÜ)

Hauptsache, Blut fließt! Anders kann sich der Allgütige mit seiner eigenen Schöpfung nicht versöhnen! Dummfug.

Jesus brachte das einzige akzeptable Opfer: Er starb für uns am Kreuz.

Oder konkreter: Er hatte ein schlechtes Wochenende.

Durch Jesus wurde der Weg zu Gott geöffnet, den wir auch heute gehen können.

Wartet, es gab doch schon vorher den Weg! Man musste nur ein Zelt mit sich herumtragen. Der Allmächtige ist ganz schön launisch und engstirnig.

Die Brücke steht.

Ja, schaut in eines der Kapitel im Reiseführer und fahrt los. Die Brücke wird gaanz sicher da sein.

Viele haben dadurch Gott gefunden.

Ja, und viele andere GöttInnen auch. Wenn man sich solche einbildet, geht es auch mit der Brücke.

Jetzt ist es an uns, durchzugehen. Wir müssen uns entscheiden. Und wie bei jeder Entscheidung gibt es auch hier ein zu spät. Unsere Zeit ist beschränkt. Einerseits, weil unser Leben endlich ist, andererseits aber auch, weil Jesus bald zurückkommt.

Den Schmäh hatten wir schon. Christen wissen das seit ca. 1970 Jahren und genauso lang sind sie im Irrtum. Wer heute noch auf sie hört, ist nicht wirklich lernfähig.

Unangenehmer Gedanke, dass es dann keinen Rückweg mehr gibt. Aber Gott hat die Freiheit der Entscheidung ganz auf uns übertragen. Er zwingt uns nicht, sich für ihn zu entscheiden. Er gibt uns freie Hand, und respektiert auch, wenn man sich gegen ihn entscheidet. Auch dann, wenn das ein Schritt in die Schlucht, in den sicheren Tod ist.

Jaja, kommt auf die erfundene Brücke, dann überlebt ihr. Nicht etwa dann, wenn ihr vor dem Abgrund rechtzeitig Halt macht und euch vergewissert, dass noch fester Boden unter den Füßen ist.

Freiheit der Entscheidung, bei der die eine Alternative mit ewigen Qualen verbunden ist. Wenn Christen über Freiheit reden, kann man sich nur angewidert abwenden.

Leben bedeutet, dass wir auf die Brücke gehen und uns ganz auf Jesus verlassen. Das sind nicht nur schöne Worte.

Genau. Etwas Schönes kann ich in dieser Form der Verantwortungs-Abschiebung und der Selbsterniedrigung nicht erkennen.

Ein Leben für uns und unsere Mitmenschen. Damit, dass wir die Brücke betreten, zeigen wir ihnen auch ein Beispiel.

Eurem Beispiel folgt halt keiner. Mit etwa 4.300 Mitgliedern können die Adventisten in Österreich nicht einmal den Status einer anerkannten Religionsgemeinschaft erreichen. Vielleicht sind Luftbrücken doch nicht das beste Beispiel?

Wir zeigen ihnen, was für uns Wirklichkeit geworden ist: Gott ist mit uns. Wir sind in Verbindung mit ihm.

blabla

Darauf können wir uns verlassen!

Ja, verlasst euch auf die erfundene Nicht-Wirklichkeit. Ich für meinen Teil bleibe bei der beobachtbaren Wirklichkeit und bin zufrieden ohne Verbindung zu einem erfundenen Freund, der so eitel ist, dass nur der Glaube an ihn vor ewigen Strafen rettet.

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