Ein Blog, der sich kritisch, satirisch oder ernsthaft mit unsinnigen und schädlichen Äußerungen aus
theologischen, geistlichen und sonstigen religiösen Quellen beschäftigt.
Der Film “Die Bologna-Entführung” läuft aktuell im Kino, und ich habe ihn mit
zwei Radio-Athikan-Podcast-Hörern angeschaut.
Insgesamt ein empfehlenswerter, gut gemachter, aber auch anstrengender Film.
In dieser Filmkritik möchte ich aus säkularer Sicht auf einige Dinge eingehen,
die die klassische Filmkritik (wofür ich wiederum nicht ausgebildet bin)
wahrscheinlich nicht so beachtet.
Nach der Veröffentlichung der Daten der römisch-katholischen Kirche für
2023
habe ich darauf hingewiesen, dass die bisherige absolute Bevölkerungsmehrheit (über 50 %
der Bevölkerung) vorbei ist.
Hier beschreibe ich, warum das eine statistisch gut abgesicherte Aussage ist und
wie Interessierte die Aussage mit öffentlich zugänglichen Daten und Methoden
überprüfen können.
Was verursacht Kirchenaustritte? Es gibt dazu verschiedene Ansichten. In diesem
Artikel soll mit statistischen Methoden, aber allgemein verständlich versucht
werden, mögliche Ursachen zu prüfen und den Verlauf der Austritte aus der
römisch-katholischen Kirche Österreichs besser zu verstehen.
Der Statistikprofessor Rob J. Hyndman war nach eigenen Angaben dreißig Jahre
lang in einer christlichen Gemeinschaft engagiert. Sein Wunsch, einem
ausgetretenen früheren Mitglied zu
erklären, warum er als Wissenschaftler eine Basis für seinen Glauben hat,
führte in kurzer Zeit dazu, dass er selbst seinen Glauben verlor.
Darüber hat er ein Buch geschrieben, das im Internet frei
zugänglich und auch als Taschenbuch
erhältlich ist.
Die Noch-Mehrheitsreligion in Österreich, ehemalige (mit Gewalt durchgesetzte) Staatsreligion, wirft anderen gerne einmal
vor, keine richtige, ernst gemeinte Religion zu sein. Das hat sogar Folgen für die Religionsfreiheit der Betroffenen.
Aber es ist in Wirklichkeit die römisch-katholische Kirche, die ihre eigenen über Jahrhunderte gewachsenen Regeln
verwendet, um den Katholizismus lächerlich zu machen und klarzustellen, dass er nicht ernst gemeint sein kann.
In der jüngsten Folge
des Radio-Athikan-Podcasts haben wir unter anderem über die transfeindliche
Hetze der FPÖ und der rechten Christen sowie über eine Diskussion zwischen
Kardinal Schönborn und einem Biologen gesprochen, in der ersterer Design
in der Biologie erkannt haben will. Zwischen Aufnahme und Veröffentlichung
vergeht immer etwas Zeit, in der manchmal interessante neue
Dinge in den behandelten Themenkreisen passieren.
Das katholische Jugendmagazin YOU hat einen kurzen Artikel mit 5
Argumenten für den Glauben publiziert. Wer ist YOU überhaupt, und sind es
brauchbare Argumente?
Die Austritte aus der katholischen Kirche Österreichs, die am 11. 1. 2023
bekanntgegeben wurden, zogen viel Medieninteresse auf sich. Über 90.000
Austritte sind ein neuer
Rekord,
damit in Verbindung verlor die Kirche fast 95.000 Mitglieder im Jahr 2022. Tenor
der Bischöfe in ihren ersten Reaktionen (natürlich wissen sie es längst,
sie bekommen ja monatlich Zahlen) war, dass die Kirche wieder mehr auf Menschen
zugehen müsse, um ihnen mehr über Jesus zu erzählen. So, als hätten sie ein
attraktives Produkt, nur hätten sie vergessen, dieses auch richtig zu bewerben.
Der Athikan war in letzter Zeit ziemlich still. Das hat einen guten Grund: Ein neues
Kind in der Familie. Zusammen mit Hanna (Macherin des
Athikan-Youtube-Kanals),
Din und Niko haben wir erste Folgen gescriptet,
aufgenommen und geschnitten. Somit konnte der
Radio-Athikan-Podcast starten. Zwei Folgen sind
bereits online, die dritte im Kasten.
Das menschliche Vorstellungsvermögen ist ein komplexes, widersprüchliches
Phänomen. Es gibt zwar Anzeichen dafür, dass einige Tierarten auch gewisse
Fähigkeiten zu abstrakten Vorstellungen haben, aber die Fantasie, die wir
Menschen besitzen, hebt uns stark von ihnen ab.
Religiöse Vorstellungen – eine weitere Eigenschaft, die andere Tiere nicht
in diesem Ausmaß besitzen – können Menschen in diesem Bereich große Streiche
spielen und sie zu wirklich seltsamen Aussagen verleiten.
Es geht wieder um eine Predigt aus der Life Church Vienna, die hier letztes
Mal bereits vorgestellt
wurde. Aber diesmal eine Predigt von der leitenden Pastorin Angela Gaeta,
Mitbegründerin der Life Church und Ehefrau des im letzten Predigt-Check
vorgestellten Pastors Gianni Gaeta.
Die letzte Lektion des Kurses Entdeckungen in der Bibel ist erreicht. In
ihr wird das Angebot des liebenden Gottes, ihm zu folgen oder
schreckliche Konsequenzen zu erleiden, wiederholt.
Die vorletzte Lektion basiert auf der Offenbarung (Apokalypse) des
Johannes, einem wirren literarischen Text, dem man aus säkularer Sicht
keinen Anspruch auf Wahrheit zubilligen kann. Dementsprechend schwachsinnig sind
die Ausführungen. Die Adventisten glauben natürlich jedes Wort und erwarten,
dass die Dinge exakt wie prophezeit eintreffen werden – und zwar bald. Wir
haben auch heute solche BetrügerInnen, die gerne im Fernsehen erzählen, dass sie
zum Beispiel im Himmel
waren
und dort ganz wichtige Dinge erfahren konnten.
Die sechsundzwanzigste Lektion hat den Titel Der Brückenbauer und handelt
natürlich wieder von Jesus.
Auf eine meiner Anmerkungen nach dem letzten Kapitel antwortete die
Lehrerin, dass sie sich in ihrer Gemeinde tatsächlich vor dem Abendmahl
gegenseitig die Füße waschen. Das war mir auf jeden Fall neu, und ich kenne auch
keine andere christliche Abspaltung von Abspaltungen, die das macht. Wie sie
meinen.
In dieser Lektion geht es ums Abendmahl. Das ist etwas, was unterschiedliche
christliche Konfessionen unterschiedlich interpretieren, begehen, und was sie
auch als Grundlage nehmen, sich gegenseitig
auszuschließen. Die Ansichten
zur Bedeutung der Abendmahl-Feier reichen von symbolisch bis hin zu
Jesus erscheint körperlich und wir können ihn wirklich essen.
Schauen wir, was die Siebenten-Tages-Adventisten, die sich ja möglichst gesund
ernähren wollen, dazu schreiben.
Bei der deutschen Tagespost, einem konservativ katholischen Portal, das sich als
Journalismus bezeichnet, aber nur Propaganda zusammenbringt, fand ich
einen Artikel in der Kategorie Kinderkatechese. Er enthält eine erfundene
Geschichte (im weitesten Sinne), und Erklärungen dazu. Beim Lesen
kommt die Inhaltsleere des katholischen Glaubenssystems deutlich zum Vorschein.
Die vierundzwanzigste Lektion hat den Titel Hauptsache Gesundheit, und
beschreibt, wie aus den Büchern antiker Völker, deren medizinisches
Wissen aus Beobachtung ohne wissenschaftliche Methoden und Glauben
zusammengesetzt war, für unser heutiges Leben Ratschläge für die Gesundheit
abgeleitet werden können. Also aus der Zeit, in der die durchschnittliche
Lebenserwartung für Personen, die die Geburt überlebt haben, nur 33
Jahre betrug
und kaum jemand über 60 Jahre alt wurde.
In der dreiundzwangzigsten Lektion geht es um Sex, Ehe, Familie und Kinder. Der
Titel lautet: Fragen der Existenz. Natürlich dürfen auch diese privaten Dinge
zwischen zwei Menschen nicht ohne vermeintlich göttliche Einmischung ablaufen –
Christen haben sich ja schon immer dadurch ausgezeichnet, dass sie anderen
vorschreiben wollen, was sie im Schlafzimmer machen dürfen und vor allem was
nicht.
Die zweiundzwanzigste Lektion ist mit Alles zu seiner Zeit betitelt und
legt den Fokus auf den Sabbat. Dies ist ein Steckenpferd der
Siebenten-Tages-Adventisten, ihr Name leitet sich schließlich davon ab.
Die einundzwanzigste Lektion ist mit Liebe statt Leistung betitelt und
wird mit einigen Absätzen über die Liebe eingeleitet. In diesen wird dann ein
Bogen zu den Geboten Gottes gespannt, die ein Ausdruck seiner Liebe sein sollen.
Diese Gebote bilden dann der Schwerpunkt der Lektion.
Die zwanzigste Lektion hat den Titel Christlich sein in der Praxis und
beschreibt, dass ChristInnen handeln und bereit sind, Verantwortung für andere
zu übernehmen. Daraus folgt einerseits die Erwartung, als christliche Menschen
wohltätig zu sein und anderen zu helfen. Andererseits wird auch erwartet, dafür
zehn Prozent des Einkommens an Gott, also natürlich an die jeweilige
Kirche abzutreten.
Es gibt ein neues Musikvideo von Hanna
im Athikan-Youtube-Kanal.
Sie hat auch wieder die Akkordsymbole dazugeschrieben, also kann, wer mag, auch
die Musik nachspielen.
In der neunzehnten Lektion bekommen wir angeblich Geschenke von Gott, manche von
ihnen unter Zwang. Im Gegensatz zu normalen Geschenken wissen wir auch nicht,
dass wir sie bekommen haben; wir müssen sie aktiv (mit der richtigen Menge
biblischen und christlichen Selbstbetrugs) suchen. Und wir erfahren, dass die
Geschenke mehr den Zielen des Schenkenden dienen als sie uns nützen.
Heutzutage gibt es kaum noch Berufschristen, die sich mit der Behauptung der
Nachweisbarkeit der christlichen Lehre in die Öffentlichkeit trauen – der Fokus
liegt klar auf dem Glauben. Vor Ostern gibt es aber immer wieder den Versuch,
die Auferstehung, einen zentralen Glaubensinhalt, als historisches Fakt
herbeizuargumentieren. Die Argumente dafür werden nur nicht besser.
Die achtzehnte Lektion ist mit Niemand anderer betitelt. Sie erklärt uns,
dass von allen unbelegten Behauptungen nur jene über den christlichen Gott
wahr sind, andere Formen der Esoterik seien hingegen nur gefährlicher Aberglaube.
Dieses Kapitel ist eine Übung in Projektion. Mit der Autorität der Bibel
soll erklärt werden, welche Probleme es mit den anderen Welterklärungsansätzen
gibt. Dabei werden immer wieder den anderen Glaubenssystemen Dinge
unterstellt, die das Christentum selbst erfunden hat und/oder aktiv praktiziert.
Die siebzehnte Lektion heißt Liebe zum Leben. Der Untertitel weist gleich
auf den Todeskult-Charakter des Christentums hin: Wir lieben das Leben. Jesus
starb, damit wir ewig leben können.
Das ist widerlich, ich hätte das von niemandem erwartet – was bringt es, ewig
zu leben, wenn dafür jemand gefoltert werden und sterben muss? Was für ein Gott
richtet eine Erde so ein? (Eh keiner, zum Glück.)
Hanna, eine talentierte Musikerin und Freundin des Athikans hat ein Lied
aufgenommen: The Gospel of Enlightenment. Sie hat dafür ein altes Volkslied
etwas umgetextet. Das Video ist auf
TikTok zu finden, und jetzt auch auf
Youtube.
Diesmal geht es um eine freichristliche Predigt aus einer kleinen
Church in Wien. Pastor Gianni Gaeta greift ein interessantes Thema
auf: Sei kein Opfer. Das ist eine positive, auch säkular humanistisch
formulierbare Idee, und in der Predigt gut vorgetragen. Die Erzählung lässt sich
biblisch belegen, und die Predigt umschifft mehr oder weniger geschickt
die logischen Mängel und Widersprüche zu christlichen Kerninhalten.
Die sechzehnte Lektion ist mit Das Christentum hat eine Zukunft betitelt.
Der Untertitel beginnt schon mit den inneren Widersprüchen: Die Christen
stehen mit beiden Füßen auf dem Boden. Sie wissen, dass Jesus zurückkommt.
Es geht wie angedeutet um die Zukunftserwartung (von der wir spätestens seit der
letzten Lektion wissen, dass
die Adventisten sie seit 180 Jahren für die unmittelbare Zukunft erwarten), dass
nach den beschriebenen Katastrophen und Gräueltaten des liebenden Gottes
etwas Gutes nachkommt. Aber nur für die richtigen Christen, versteht sich.
Die fünfzehnte Lektion hat den Titel Große Erwartungen und den Untertitel
Alles deutet auf die Endzeit hin. Jetzt geht es also um die bisher nicht
so deutlich angesprochene, namensgebende Erwartung der
Siebenten-Tags-Adventisten, dass die in den Evangelien und der Offenbarung des
Johannes angesprochene Endzeit nahe bevorstehen soll.
Dies haben sie bereits in der letzten Lektion als Prüfkriterium für die Wahl der
richtigen Religionsgemeinschaft erwähnt, aber noch nicht weiter belegt. Das
kommt jetzt – außer, dass sie sich wie üblich mit dem Belegen schwer tun.
Die vierzehnte Lektion ist mit Niemand lebt für sich betitelt, der
Untertitel lautet Christ zu sein ist keine Privatangelegenheit, da die
Christen von der Gemeinschaft mit Gott und den Menschen leben. Es geht
darum, wie wichtig es ist, dass Christen eine gemeinsame Gruppe bilden.
Natürlich wird in der Lektion auch darauf Bezug genommen, dass es
unterschiedliche Gruppen gibt, also werden Kriterien für die richtige
Wahl genannt.
Die dreizehnte Lektion heißt Für jemanden bin ich wertvoll, der
Untertitel Kein Mensch ist überflüssig. Gott liebt und akzeptiert jeden.
Das klingt nett, tolerant und offen, mal sehen, ob es so weitergeht.
Meine zweideutige Antwort vom letzten Mal wurde wieder als richtig gewertet.
Wenn die wüssten, was mein Gedanke dahinter war…
Die zwölfte Lektion heißt Wiedergeburt und setzt die Themen der
vorherigen Lektion fort. In erster Linie geht es darum, dass die Taufe nur
zählt, wenn man ganz untergetaucht wird (vergesst die
Fake-Taufen,
die viele in der katholischen oder protestantischen Kirche erhalten haben).
Schön langsam wird also ein Kontrast zu den anderen Varianten des Christentums
aufgebaut.
Die Glaubenskongregation im Vatikan, Nachfolgebehörde der Inquisition, hat die
Grundfeste des Katholizismus stärker erschüttert als es etwa Martin Luther oder
irgendwelche AtheistInnen jemals getan haben. Wie? Sie hat tausende katholische
Taufen nachträglich für ungültig erklärt und damit den Status der meisten
Katholiken in einen unsicheren Schwebezustand verwandelt.
Das hört sich dramatisch an, aber dies ist der offizielle katholische
Standpunkt, zu Ende gedacht.
Die elfte Lektion heißt Fang an zu leben! und sie macht Werbung für eine
Wiedergeburt.
Die Aufgaben der letzten Lektion
habe ich laut Bewertung großteils richtig gelöst. Die Lehrerin weist darauf hin,
dass die Bibel zwischen Sohn Gottes und anderen Geschöpfen, den Söhnen
und Töchtern Gottes unterscheidet. Sie zitiert Bibelstellen, in denen die
Christen als Geschwister bezeichnet werden. Anders gesagt: Wir können uns nicht
darauf verlassen, dass Wörter in der Bibel das bedeuten, was sie wirklich bedeuten.
Die zehnte Lektion heißt Gnade vor dem Urteil und es geht darin wieder um
die Sünde sowie ihre angebliche Vergebung durch Gott.
Meine Antworten auf die letzte Lektion
wurden als 100 % richtig bewertet. Ich werde langsam ein richtig braver
Bibelschüler ;-). Und ich habe auch eine biblisch unbegründete Antwort auf meine
Frage, warum der Turmbau in Babel schlimm war und die viel höheren Türme seither
nicht.
Der frühere Theologieprofessor und Geistlicher Paul M. Zulehner hat zu Weihnachten
eine Predigt
in seinem Blog publiziert, die sehr gut zwei Kernelemente des Genres
illustriert: Einerseits die Notwendigkeit (oder doch freie Entscheidung?),
falsche Informationen als Fakt zu präsentieren, andererseits die willkürliche
Einteilung in gute Dinge, die alle von Gott kommen und schlechte, mit denen er
natürlich nichts zu tun hat.
Die Person, von der die Predigt stammt, ist nach vielen Jahren Gewöhnung an
diese Praxis so verblendet, dass solche inhaltliche Probleme sie nicht einmal
stören.
Die neunte Lektion hat den Titel Auflehnung gegen Gott und die Einleitung
Der Mensch wollte sein wie Gott, aus Egoismus lehnte er sich gegen ihn
auf. Das verspricht, interessant zu werden. Allerdings geht es in der
Lektion mehr um die Sünde.
Meine zweideutigen Antworten auf die Textaufgaben der letzten Lektion wurden
überraschenderweise als richtig bewertet. Die bewertende Person konnte oder
wollte die Ironie wohl nicht sehen.
Nach vier Briefen meiner Zeugen-Jehovas-Brieffreundin wird es Zeit, sie
aufzuklären, wer ich bin, und ihre Punkte nochmal mit Nachdruck zu entkräften.
Ich schreibe ihr noch eine E-Mail und hoffe, dass sie daraus lernt – zumindest,
mich nicht mehr zu kontaktieren.
Der Brief der Zeugin Jehovas hat diesmal etwas länger auf sich warten lassen.
Ich bin offensichtlich kein einfacher Brieffreund und fordere sie. Im neuen
Brief, der kurz nach der Wintersonnenwende eintraf, geht es um Wunder, die
Gott-Eigenschaft von Jesus (Spoiler: Leider nein) und um die Unfehlbarkeit der
Bibel. Auch mit Kreationismus-Propaganda wurde ich reich beschenkt.
Die Antworten auf die siebente Lektion wurden als 75 % richtig bewertet. Sogar
Ich verwerfe und kritisiere falsche Behauptungen und Lehren als
Beantwortung der Frage, wie sich mein Glaube im Alltag auswirkt, wurde als
richtig gezählt.
In der achten Lektion geht es ums Gebet, ein traditionelles Minenfeld für
theistische und insbesondere christliche Logik. Da hilft der Bezug auf
die Bibel auch nicht, weil darin – wie so oft zu unterschiedlichen Themen –
Zitate zu jeder Aussage und ihrem Gegenteil zu finden sind. Schauen wir uns an,
wie die Bibelschule an diesem Themenkreis scheitert.
Das Lernsystem hat mich schon wieder erinnern müssen, dass ich eine Woche lang
nichts weiter gelernt habe. Die Antworten auf die Fragen zur
sechsten Lektion wurden als
nur halb richtig bewertet. Bei einer Antwort hat die bewertende Person sogar
angemerkt, dass sie meine Antwort als zynisch empfindet. Sie kennt wohl diese
Serie noch nicht.
In der siebenten Lektion geht es um den Glauben, unter dem Titel Der Glaube
ist eine Frage des Vertrauens. Das ist eine starke Ansage von Leuten, die
sich im Laufe dieses Kurses regelmäßig als nicht vertrauenswürdig erwiesen
haben, indem sie Dinge selektiv zitieren, bekannte Tatsachen ignorieren, und
sogar ihre Identität verschleiern.
Es ist eine Woche vergangen, seit meine Antworten auf die Fragen der
fünften Lektion
korrigiert wurden. Nach Ablauf der Woche hat mich sogar das Lernsystem mit einer
E-Mail erinnert, weiterzumachen. (Dürfen eigentlich die Server der
Siebenten-Tages-Adventisten am Samstag solche Erinnerungs-E-Mails aussenden? Zählt
das als Arbeit?)
Die sechste Lektion ist über Jesus Christus und hat den Titel Er lebt für
dich. (Ich habe gedacht, er wäre für uns gestorben, aber das ist sicher
nur Haarspalterei.)
Der dritte Brief meiner lieben Brieffreundin von den Zeugen Jehovas hat
auf sich warten lassen. Aber, wie ich vermutet habe,
traf er schließlich doch ein. Wer in Österreich missioniert, muss jede Chance
ergreifen; so viele offene Türen und Leute, die antworten, gibt es nämlich
nicht. Und ich antworte natürlich wieder, das muss sie sehr glücklich machen.
Die Antworten auf die vierte Lektion
waren zu 20 % richtig. Natürlich wurden meine kritischen Antworten und die
Anmerkung, wie abscheulich die Texte sind, sobald man auch nur ein paar Sätze um
die zitierten herum liest, nicht goutiert. Würden wir in den Lektionen nicht nur
die Sätze, sondern auch ihr Textumfeld lesen müssen, wären die Inhalte zu lang
und für niemanden interessant, lautet die Begründung.
In der fünften Lektion geht es um Ende ohne Anfang.
Meine neue Brieffreundin bei den Zeugen Jehovas hat mir geschrieben –
wie gehabt einen handgeschriebenen, frankierten Brief. Als Antwort auf meine
E-Mail. Diesmal auf Deutsch, was uns beiden leichter fällt. Sie beantwortet
meine initialen Fragen sehr
selektiv, kann sich aber lang und breit über ihren geliebten Jehova, dessen Name
leider in so vielen modernen Bibelübersetzungen verschwiegen wird (seufz),
ausbreiten.
Nachdem ich alle Fragen zur dritten Lektion
richtig beantwortet habe (fast schon peinlich), geht es mit der vierten weiter.
Der Titel ist einfach: Warum? Das wäre für kreative Gläubige mit einer
entwickelten Theologie vielleicht eine Gelegenheit, die uralte Frage, wie ein
gerechter, gütiger, allmächtiger Gott mit dem Zustand der Welt vereinbar ist, zu
beantworten. Stattdessen gibt es diese Bibelschule, die daran grandios scheitert.
Allem Anschein nach haben die Zeugen Jehovas, früher berüchtigt für ihre
unangekündigten Hausbesuche, in der Pandemie ihre Strategie gewechselt. Statt
überall anzuläuten schicken sie jetzt handgeschriebene, persönliche Briefe. Ich
habe schon voriges Jahr einen solchen bekommen, heute kam der zweite, von einer
anderen Absenderin.
Mein Name ist für Leute mit Ungarischkenntnissen sehr eindeutig einordenbar,
anscheinend bin ich deswegen für solche Leute in Österreich interessant. Die
heutige Briefeschreiberin weist darauf hin, dass sie mich in der öffentlich
zugänglichen Unternehmensliste der Wirtschaftskammer gefunden hat. Das ist ein
gewisser Aufwand – aber deutlich weniger als das Vollschreiben einer A4-Seite
mit der Hand, Beschriften des Kuverts mit voller Unternehmensbezeichnung, und
das Frankieren des Briefes.
Zuletzt musste ich ziemlich
lang auf die Korrektur meiner Antworten auf die zweite Aufgabenrunde
warten, fast hätte ich schon die Hoffnung aufgegeben, mit diesem Account noch
weiter lernen zu können. Aber nach sechs Tagen traf doch die Bewertung ein
– wie gehabt alles falsch, trotzdem darf ich den Kurs weitermachen.
In der Zwischenzeit konnte ich interessante Dinge über die
Siebenten-Tag-Adventisten herausfinden.
Im ersten Teil bekam ich eine
christliche Broschüre, von der sich dann in der Recherche herausstellte, dass
sie von den Siebenten-Tag-Adventisten kommt, einer relativ kleinen, aber
offensichtlich stark missionierenden Glaubensgemeinschaft. Ich nahm das Angebot,
einen Online-Bibelkurs zu machen, an.
Die ersten Fragen zum einleitenden Text über die Bibel hatte ich bereits
beantwortet. Schon kurze Zeit später bekam ich die Bewertung – um 22 Uhr herum
an einem Feiertag. Die meisten Antworten wurden als falsch markiert –
offensichtlich fehlt mir noch der Glaube an die Bibel. In Kommentaren bekam ich
verschiedene Hinweise auf dem Niveau der Sonntagsschule für Zehnjährige (Gott
ist die LIEBE selbst; Gott lehrt uns mit der heiligen Schrift, auf welchem Weg
wir gehen sollen; ohne Glaube kann man Gott nicht gefallen usw.).
Im Postkasten des Ferienhauses lag plötzlich ein Büchlein, kaum mehr als eine
Broschüre, mit 90 Seiten. Der Titel (aus dem Ungarischen übersetzt): Der beste
Weg. Laut Impressum eine Übersetzung von Ellen G.
White: Steps to Christ. Eine
kurze Web-Suche ergibt, dass White eine Prophetin und wesentliche Mitbegründerin
der
Siebenten-Tags-Adventisten
war. Wer diese Gruppe nicht kennt: Sie gehen von einer baldigen
Wiederkehr von Jesus Christus aus, haben am Samstag ihren Ruhetag und
legen großen Wert auf gute Ernährung. Priesterinnen lassen sie nicht zu. Und
anscheinend haben sie genug Geld, um die Essays der Religionsmitgründerin
übersetzen, drucken und gratis verteilen zu lassen.
Der Text ist die übliche Ansammlung von erfundenen, aber mit tiefer Überzeugung
vorgetragenen Dingen, non sequiturs und willkürlich ausgewählten Bibelzitaten;
nicht sehr interessant. Nach einer kurzen Durchsicht hat die Broschüre den
verdienten Weg ins Altpapier gefunden. Ein Aufkleber war jedoch interessant: Er
lädt auf bibliaschuli.hu (Bibelschule) ein. Dort befinden sich tatsächlich –
soweit ersichtlich – kostenlose Bibelkurse. Kurz entschlossen entscheide ich
mich, einen Kurs zu machen. Kann ja nicht schaden.
Die Wohltäter der Menschheit im Vatikan haben den
Weltmissionssonntag,
nein, warte, den Monat der Weltmission
ausgerufen, die größte Solidaritätsaktion der Katholikinnen und Katholiken
weltweit. Dabei stellen sich eine Menge Fragen: Wem nützt Mission? Wem
schadet sie? Wer bezahlt sie und wer sollte wo missionieren? Und wer versteht
überhaupt, dass es sich dabei häufig um ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit handelt?
Es ist amüsant, aber auch ein bisschen traurig, Christen dabei zuzusehen, wie
sie die richtigen Überlegungen anstellen, ihre Umgebung beobachten, daraus
logische Schlüsse ziehen, und dann kurz vor dem Ziel, nachdem sie schon alle
Hürden genommen haben, sich noch eine unüberwindliche Blockade bauen, um gleich
dagegenzuknallen. Der Grund dafür sind religiöse Denk-Hindernisse, die dann doch
zu tief in sie hineingepflanzt wurden, und die sie auch nicht überwinden wollen,
selbst wenn sie könnten.
Kardinal Schönborn hat sich in der Zeitung
Heute
zu Wort gemeldet, um uns mitzuteilen, wie gut die Kirche es findet, dass der
Ethikunterricht, der nach ihren Vorgaben eingeführt wurde, jetzt für alle, die
nicht am Religionsunterricht teilnehmen, Pflichtfach ist.
Dabei schafft er es, schon im ersten Absatz Ethik falsch zu beschreiben, mit
Gesetzen zu verwechseln und dann auch noch die zehn Gebote falsch zu zitieren.
Du möchtest also AtheistInnen von der Wahrheit deines Glaubens überzeugen. Wir
sind jedoch so skeptisch, bestehen auf Evidenz, Logik und guten Argumenten. Die
übliche Indoktrinierung im Kindesalter, die fast alle Religionen praktizieren,
haben wir überwunden oder dank vernünftiger Eltern nie aufgezwungen bekommen.
Mit methodischem Vorgehen kannst du vielleicht trotzdem an dein Ziel kommen. Im
Folgenden findest du Tipps und eine Struktur, wie du das bewerkstelligst.
Was kommt raus, wenn ein Weihbischof ein Buch über die Probleme der Kirche und
der Zeit schreibt? Selbstverschuldete, weinerliche Verwirrung.
Die Kultur des gesunden Menschenverstandes wird Anthropozentrismus
entgegengesetzt, nur um das eine zu loben und das andere abzukanzeln.
Aufklärung ist Finsternis und der atheistische Materialismus
erhebt die Freizeit zum Gott.
Wir hören und lesen immer noch regelmäßig, auch in säkularen Medien, über die
Schönheit, Eleganz, Relevanz und Aktualität der Zehn
Gebote, oder z. B. über die wichtige Rolle, die sie für die Menschenrechte,
unsere Ethik oder das Rechtssystem spielen. Gleichzeitig können die meisten
AnhängerInnen der dazu passenden Religionen sie nicht auswendig aufzählen,
während sie sonst ein sehr gutes Gefühl dafür haben, was erlaubt ist und was
nicht. Schauen wir uns also einmal an, was diese 10 Gebote sind, woher sie
kommen und was sie sagen.
Der Artikel „Gott, der Erlöser: das passende Lösungsmittel für
jeden“
zeigt sehr gut, warum in der Wissenschaft die Begutachtung durch andere so
wichtig ist:
Die Aussage „Gott arbeitet unablässig dafür, sich uns verständlich zu machen, in
Austausch mit uns zu treten“ ist so offensichtlich falsch, dass sie den Beitrag der
Autorin (promovierte
Chemikerin und „Geistliche Begleiterin“) ganz allein disqualifiziert.
Einen Monat nach Einsenden des
Leserbriefs und
einer weiteren Nachfrage bei der feinschwarz-Redaktion nahm dann doch ein
Professor vom Institut für Pastoraltheologie und Pastoralpsychologie der
Universität Graz Stellung.
Es war relativ klar, dass der
letzte Beitrag
zu lang und zu kritisch ist, um bei feinschwarz.net als Leserbrief akzeptiert zu
werden. Um doch eine Diskussion über die Qualität des stark beworbenen Beitrags
zu starten, habe ich einen im Ton abgeschwächten und viel kürzeren Text als
Leserbrief eingeschickt.
Vor kurzem erschien der Beitrag „Es steht viel auf dem Spiel. Zur Zukunft der
Theologie“ im „theologischen Feuilleton“
feinschwarz. Die AutorInnen sind PastoraltheologInnen von verschiedenen Universitäten in und um Österreich.